Wolfgang Roll mit seinen Mitarbeiterinnen Elisabeth Lackner, Nina Kaiser (Praktikantin) und Marie Wieser.
Wolfgang Roll mit seinen Mitarbeiterinnen Elisabeth Lackner, Nina Kaiser (Praktikantin) und Marie Wieser. © Simone Attisani
Trachten Roll

Zwi­schen Trends
und Tra­di­ti­on

Wolfgang Roll sorgt seit 29 Jahren für frischen Wind im Kärntner Brauchtum.

25.07.2024 08:02 - Update am: 29.07.2024 08:55 von Christina Scherzer
Lesezeit 8 Minuten

Sobald in der letz­ten Juli­wo­che in Vil­lach der Bier­an­stich erfolgt, begin­ne für Wolf­gang Roll und sein Team die wohl stres­sigs­te Woche des Jah­res. Mit­ten im Tru­bel des Vil­la­cher Kirch­ta­ges, am Rat­haus­platz 2, ist das Trach­ten­ge­schäft „Trach­ten Roll“ seit fast 100 Jah­ren ein fixer Bestand­teil der Drau­stadt. Waren es anfangs Hüte, Tisch­kul­tur und Sou­ve­nirs, wird heu­te klas­si­sche, tra­di­tio­nel­le und doch zeit­ge­mä­ße Trach­ten­mo­de für jede Gene­ra­ti­on ange­bo­ten.

Beson­de­res Augen­merk wird dabei auf die jun­gen Kun­din­nen und Kun­den gelegt. Für Geschäfts­füh­rer Wolf­gang Roll sei es das A und O mit der Zeit zu gehen und die Bedürf­nis­se der Jugend zu ver­ste­hen: „Sie sind es, die zu den Brauch­tums­fes­ten gehen und dort unse­re Tracht tra­gen.“

Das GeschäftButton Down

© Trach­ten Roll (3)

Von Fern­weh zur Hei­mat­lie­be

Bevor der Vil­la­cher Unter­neh­mer mit 32 Jah­ren den Fami­li­en­be­trieb über­nahm, bereis­te er die Welt. Nach Aus­lands­auf­ent­hal­ten in Deutsch­land, Ame­ri­ka und auf den Cayman Islands, führ­te der gelern­te Koch ein Rei­se­bü­ro in Wien und ging anschlie­ßend auf hohe See. Da sein Vater den Laden mit Pen­si­ons­an­tritt schlie­ßen woll­te, ent­schloss sich Roll den Rei­se­füh­rer gegen Leder­ho­se und Dirndl ein­zu­tau­schen und das Geschäft zu über­neh­men.

Von da an setz­te er auf zeit­ge­mä­ße Trach­ten­mo­de und neue Trends. „Ich habe gemerkt, dass die Leu­te etwas Trach­ti­ges zum Fei­ern brau­chen.“ So begann er zunächst mit Lei­nen­hem­den und nahm bald dar­auf auch Leder­ho­sen ins Sor­ti­ment auf. Bis heu­te sei es dem 57-Jäh­ri­gen wich­tig, das Geschäft klein und fami­li­är zu hal­ten. „Der per­sön­li­che Kon­takt wird in der heu­ti­gen Zeit immer wich­ti­ger.“ Des­halb bekom­me man bei Trach­ten Roll stets eine indi­vi­du­el­le Bera­tung.

Wo frü­her Hosen­trä­ger bei kei­ner Leder­ho­se feh­len durf­ten, tra­ge der Mann von heu­te kur­ze, „hüf­ti­ge“ Hosen mit Gür­tel und wei­ßen Snea­k­ern. Und auch die Län­ge des Dirndls habe sich ver­än­dert. Von boden­lang wur­de es immer kür­zer und ende heu­te knapp unter dem Knie. „Die Zeit bringt Ver­än­de­run­gen, die man nut­zen soll­te. Auch die Tracht passt sich immer wie­der an.“ Was den Stil angeht, sei man mit dem tra­di­tio­nel­len Kärnt­ner Dirndl oder einem wei­ßen Hemd mit Kärnt­ner Gilet aber nach wie vor am Puls der Zeit. „Es wird ger­ne tra­di­tio­nel­le Tracht getra­gen – schlicht und ohne viel Schnick­schnack.“

Wobei Roll ergänzt: „Tracht ist das, was einem selbst gefällt und wor­in man sich wohl­fühlt.“ Des­halb sei es dem Vil­la­cher Unter­neh­mer wich­tig, leist­ba­re und den­noch qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge Tracht für jeder­mann und jede­frau anzu­bie­ten.

Tracht ist das, wor­in man sich wohl­fühlt.Zitat Ende

Wolf­gang Roll

Geschäfts­füh­rer von Trach­ten Roll

Nicht nur Umsatz­brin­ger

Den Vil­la­cher Kirch­tag ver­bringt der Unter­neh­mer haupt­säch­lich im Geschäft. Für ihn sei das Brauch­tums­fest aber nicht nur ein Umsatz­brin­ger, son­dern auch eine Gele­gen­heit, mit sei­nem Team zu fei­ern. So las­sen auch sie sich nach geta­ner Arbeit eine Kirch­tags­sup­pe schme­cken.

Auf die Fra­ge, was die­ses Jahr bei kei­nem Trach­ten­out­fit feh­len darf, ant­wor­tet er: „Bei den Män­nern ganz klar die Kärnt­ner So­cken und bei den Frau­en ein Haar­reif mit Edel­weiß.“

Aus der Chro­nik
  • 1927 grün­de­te die Groß­mutter von Wolf­gang Roll das Unter­neh­men. Als Modis­tin ver­kauf­te sie Hüte. Trach­ten gehör­ten damals noch nicht zum Sor­ti­ment.
  • Rolls Vater über­nahm das Unter­neh­men im Jahr 1952 und begann mit gefüll­ten Bett­de­cken und Pöls­tern. Hin­zu kamen Meter­wa­re für Tisch­kul­tur sowie Sou­ve­nirs. Auch Kin­der­trach­ten fan­den ihren Weg ins Geschäft.
  • 1995 über­nahm Wolf­gang Roll in drit­ter Gene­ra­ti­on den Tra­di­ti­ons­be­trieb. Seit­her bie­tet das Unter­neh­men zeit­ge­mä­ße Trach­ten für Groß und Klein an.
  • Als Aner­ken­nung für die jahr­zehn­te­lan­ge Arbeit wur­de Trach­ten Roll 2023 das Vil­la­cher Stadt­wap­pen ver­lie­hen.
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