Wirtschaftsphilosoph Anders Indset spricht im Interview darüber, wie Mobilität sich verändern wird.
Wirtschaftsphilosoph Anders Indset spricht im Interview darüber, wie Mobilität sich verändern wird. © Alex Kraus
Anders Indset

„Zeit für radi­ka­le Inves­ti­tio­nen in neue Tech­no­lo­gie“

Wirtschaftsphilosoph Anders Indset spricht im Interview darüber, wie Mobilität sich verändern wird.

11.09.2024 08:21 - Update am: 12.09.2024 10:44 von Claudia Blasi
Lesezeit 5 Minuten

„Kärnt­ner Wirt­schaft“: Wie wird sich Mobi­li­tät in den nächs­ten Jah­ren ent­wi­ckeln?

Anders Indset: Res­sour­cen­ef­fi­zi­enz und Auto­ma­ti­sie­rung wer­den an Bedeu­tung gewin­nen. Wir sehen es gera­de bei VW, hier wur­den tech­no­lo­gi­sche Inno­va­tio­nen ver­schla­fen und das hat den Kon­zern in eine schwie­ri­ge Situa­ti­on gebracht. Ich den­ke, dass der Markt der Elek­tro­mo­bi­li­tät sich rasant wei­ter­ent­wi­ckeln wird – mit leis­tungs­stär­ke­ren Bat­te­rien, neu­en tech­ni­schen und opti­schen Inno­va­tio­nen – so dass der Wett­be­werb zuneh­men wird. Das führt nicht nur zu einem ver­stärk­ten Aus­bau bei Lade­sta­tio­nen, son­dern auch zu einer Zunah­me des bidi­rek­tio­na­len Ladens sowie der Auto­ma­ti­sie­rung und Robo­ti­sie­rung. Dadurch erhöht sich der Druck auf die bis­he­ri­ge Infra­struk­tur wie Bahn­fah­ren oder Flie­gen.

Mobi­li­tät soll­te viel stär­ker in den Tou­ris­mus inte­griert wer­den. Wir leben in einer digi­ta­li­sier­ten Welt, doch die Men­schen seh­nen sich nach rea­len Erleb­nis­sen. Wer ein authen­ti­sches Urlaubs­er­leb­nis schafft, kom­bi­niert mit einem naht­lo­sen Mobi­li­täts­kon­zept, wird zu den Gewin­nern zäh­len. Durch die star­ke Zunah­me von Künst­li­cher Intel­li­genz, Algo­rith­men und Tech­no­lo­gie ist die tech­no­lo­gi­sche Opti­mie­rung kein Wett­be­werbs­vor­teil mehr. Klas­si­sche Erleb­nis­se und Mar­ke­ting sind zurück. Heu­te zäh­len wie­der Mund-Pro­pa­gan­da, Regio­na­li­tät, alte Kern­wer­te, Natur und Mensch ver­bun­den – das ist ein gro­ßer Markt der Zukunft.

Sel­fie-Hot­spots und Rei­se­zie­le: Wie hat sich das Kon­su­men­ten­ver­hal­ten ver­än­dert?

Vor allem sozia­le Medi­en ani­mie­ren zu sen­sa­ti­ons­ge­trie­be­nen Rei­sen etwa nach Kap­pa­do­ki­en in die Tür­kei, um ein Bild von den bun­ten Heiß­luft­bal­lon­fahr­ten zu pos­ten. Doch wenn alle das­sel­be machen, wird es unin­ter­es­sant, sie kan­ni­ba­li­sie­ren sich selbst.

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Eine Ver­än­de­rung im Ver­hal­ten erreicht man über Anrei­ze.Zitat Ende

Anders Indset

Wirt­schafts­phi­lo­soph

Was bedeu­tet das für Kärn­ten?

Kärn­ten kann vom Gegen­trend pro­fi­tie­ren und einen Aus­bruch aus dem All­tag ermög­li­chen. Das kön­nen klei­ne Hotels mit direk­tem Kon­takt zu den Gäs­ten sein, ein beson­de­res Ser­vice, ehr­li­ches Inter­es­se am Gast, ein Schär­fen der Wahr­neh­mung mit sen­so­ri­schen Erleb­nis­sen – die Ruhe hören, die fri­sche Luft am Berg atmen – schein­bar klei­ne Din­ge, die aber einen gro­ßen Ein­druck hin­ter­las­sen.

Was braucht es, um als Regi­on erfolg­reich zu sein?

Drei Din­ge sind rele­vant: Selbst­ver­trau­en, um aus sich raus­zu­ge­hen und sich zu prä­sen­tie­ren. Ein Mind­set, bei dem klar wird, dass man nur gemein­sam als Regi­on funk­tio­nie­ren und bes­ser wer­den kann und sich dabei gegen­sei­tig unter­stützt. Und offen sein für Neu­es sowie das not­wen­di­ge Inter­es­se an neu­en Tech­no­lo­gien.

Wel­che Rol­le spielt Nach­hal­tig­keit?

Eine wesent­li­che, doch man wird sie nicht allei­ne durch Ver­bo­te umset­zen kön­nen. Das Ver­bren­ner-Ver­bot in der EU ab 2035 wird nicht aus­schlag­ge­bend sein, denn bereits ab 2025 sind Ver­bren­ner nicht mehr wett­be­werbs­fä­hig. In Zukunft wird Nach­hal­tig­keit zur Effi­zi­enz. Gehst du mit Res­sour­cen nicht hyper­ef­fi­zi­ent um, bist du nicht mehr wett­be­wers­fä­hig. Die­se Ver­hal­tens­ver­än­de­rung erreicht man nur über Anrei­ze. Der größ­te Hebel ist aber der Fort­schritt. Flie­gen an sich muss nicht umwelt­schäd­lich sein, die Tech­no­lo­gie ist ver­al­tet. Hier feh­len radi­ka­le Inves­ti­tio­nen in neue Tech­no­lo­gien.

Was kön­nen Her­aus­for­de­run­gen sein auf dem Weg zu mehr Nach­hal­tig­keit?

Men­schen hal­ten ger­ne an alten, bekann­ten Struk­tu­ren fest – das ist wohl die größ­te Hür­de, sich für eine neue Welt zu öff­nen.

Zur Per­son
  • Anders Indset (46) ist Wirt­schafts­phi­lo­soph, Unter­neh­mer, Inves­tor und ehe­ma­li­ger Leis­tungs­sport­ler.
  • Der gebür­ti­ge Nor­we­ger ist drei­fa­cher Spie­gel-Best­sel­ler­au­tor und wur­de von Thinkers50 als einer der künf­tig ein­fluss­reichs­ten Den­ker in den Berei­chen Tech­no­lo­gie, Füh­rung und Wirt­schaft aus­ge­zeich­net.
  • Er ist ein ver­trau­ter Spar­ring­part­ner für Top-Füh­rungs­kräf­te und Grün­der des Quan­tum Eco­no­my Insti­tu­te.
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