„Wer wachsen will,
braucht ein gutes Team“
Wolfgang Deutschmann kennt die Herausforderungen des Gründens und weiß, worauf es ankommt, wenn das Unternehmen wachsen soll.
Als jemand, der schon in jungen Jahren zahlreiche Unternehmen gegründet hat, kennt Wolfgang Deutschmann die Herausforderungen, die während des Gründungsprozesses auf einen zukommen können.
„Kärntner Wirtschaft“: Sie haben bereits etliche Unternehmen gegründet. Was haben Sie daraus gelernt?
Wolfgang Deutschmann: Einer der Kardinalfehler, die man beim Gründen machen kann, ist aus dem falschen Grund zu gründen. Es darf nicht darum gehen, was gerade in ist, sondern die Idee muss Spaß machen und motivieren. Denn es kommen auch schwierige Zeiten auf einen zu und dafür braucht man Motivation und Ausdauer. Ich habe diesen Fehler vor Jahren gemacht: Wir wollten auf den Solarenergie-Trend aufspringen, weil wir hier das große Geld gewittert haben. Es hat aber eigentlich keinen Spaß gemacht und wir haben gemerkt: Solange wir dem Geld nachgelaufen sind, ist es vor uns davongelaufen.
Welche Eigenschaften sollte man fürs Unternehmerleben mitbringen?
Mut, Disziplin, Selbstreflektiertheit, die Bereitschaft, von anderen zu lernen und Selbstbewusstsein. Und ganz wichtig: Man darf nicht Unternehmer werden, nur weil es gerade nichts anderes gibt, was man machen kann. Ohne Leidenschaft geht es nicht. Nur wenn man selbst begeistert und überzeugt ist, dass die Welt das Unternehmen oder das Produkt braucht, kann man in schwierigen Zeiten durchhalten oder sogar zum Wegbereiter für eine gesamte Branche werden.
Wenn man etwas findet, das einem Spaß macht – welchen Fehler darf man dann nicht machen?
Man darf nicht drei Jahre an seinem Businessplan schreiben, sondern man muss anfangen! Wenn man ein Produkt hat, ist vor allem das Feedback der Kunden wichtig, das man dann auch nutzen muss, um das Produkt anzupassen und weiterzuentwickeln. So bekommt man viel Input, den man beim ständigen Anpassen seines Businessplans nicht bekommt. Wir hatten Mitbewerber, die die gleiche Nische wie wir besetzen wollten. Sie hatten vielleicht auf dem Papier die besseren Voraussetzungen, aber sie sind uns letztlich nicht nachgekommen, weil sie im Gegensatz zu uns nicht angefangen haben.
Solange wir dem Geld nachgelaufen sind, ist es vor uns davongelaufen.
Wolfgang Deutschmann
UnternehmerIrgendwann kommt der Punkt, an dem ein Unternehmen sich entscheidet zu wachsen. Was muss man dabei beachten?
Um wachsen zu können, muss man ein gutes Team aufbauen. Dafür braucht man ein gutes Bauchgefühl und vor allem Leute, die in dem Bereich, in dem sie eingesetzt werden, mehr können als man selbst. Denn nur so kann man auch Verantwortung abgeben. Ich war lange Zeit alleine für den Vertrieb verantwortlich, was aber längerfristig zu einem Problem werden kann, wenn man die einzige Person ist, die das Produkt verkaufen kann, denn schließlich finanziert sich ein Unternehmen am besten über den Vertrieb. Heute funktioniert der Vertrieb völlig ohne mich und ich kann mich auf der strategischen Ebene um das Unternehmen kümmern.
Welche Rolle spielen Prozesse im Betrieb?
Eine sehr große. Man sollte schon relativ früh Prozesse einführen, denn alles, was automatisch passiert, kann weiterlaufen, auch wenn eine Person ausfällt. Darüber hinaus hat man durch digitale Prozesse die Kennzahlen des Unternehmens auf Knopfdruck zur Hand.
Worin sehen Sie eine Gefahr für Unternehmen?
Eine große Gefahr ist es, sich auf seinem Erfolg auszuruhen – da ist Nokia ein Beispiel. Lange Zeit waren sie Marktführer, haben aber die Weiterentwicklung verpasst. So etwas kann auch Klein- und Mittelbetrieben passieren, deshalb ist es wichtig, seine Innovationskraft zu bewahren.
Wie kann das gelingen?
Indem man mit Gründern zusammenarbeitet. Sie haben oft viele neue Ideen und gehen hochmotiviert an die Sache heran.
- Wolfgang Deutschmann, 1992 in der Südweststeiermark geboren, machte sich mit 18 Jahren selbstständig.
- Heute ist er Geschäftsführer von zehn Unternehmen in den Bereichen Finanzierung und Social Media sowie Miteigentümer zweier Holding-Gesellschaften.
- Mehr als 500 Unternehmen hat er beraten.
- Als Experte für Crowdfunding und Social Media ist er Vortragender an Fachhochschulen und Universitäten in Deutschland und Österreich.