Cordelia Hagi hat ihr Unternehmen wie ein Spielzimmer eingerichtet. „Spielen inspiriert“, sagt sie.
Cordelia Hagi hat ihr Unternehmen wie ein Spielzimmer eingerichtet. „Spielen inspiriert“, sagt sie. © Reto Andreoli
Cordelia Hagi

„Wer spielt, kommt
schnell auf ande­re Ideen“

Cordelia Hagi rät Betrieben dazu, das kindliche Spiel zur täglichen Routine werden zu lassen.

26.02.2025 11:15 - Update am: 05.03.2025 16:54 von Ines Tebenszky
Lesezeit 6 Minuten

Ihre Inspi­ra­tio­nen holt sich Cor­de­lia Hagi beim Spie­len. Die Schwei­zer Exper­tin für Playful Work rät Unter­neh­men dazu, das kind­li­che Spiel zur täg­li­chen Rou­ti­ne wer­den zu las­sen, um die Lösungs­kom­pe­tenz und Mit­ar­bei­ter­mo­ti­va­ti­on zu stei­gern.

„Kärnt­ner Wirt­schaft“: Sie sind Exper­tin für Playful Work, Spiel­kul­tur im Unter­neh­men. Was macht Spiel­kul­tur so wert­voll für ein Unter­neh­men?

Cor­de­lia Hagi: Das Spie­len ist gera­de in der heu­ti­gen Zeit ein wich­ti­ger Fak­tor. In Unter­neh­men kom­men unter­schied­li­che Gene­ra­tio­nen zusam­men, die sich oft nicht ver­ste­hen. Die Älte­ren haben einen ande­ren Arbeits­sinn, die Jün­ge­ren ach­ten stär­ker auf die Work-Life-Balan­ce. Die Älte­ren erwar­ten Wert­schät­zung, auch weil sie über viel Know-how ver­fü­gen, die Jün­ge­ren fra­gen sich, war­um die Älte­ren die Din­ge nicht auf die neue­re Wei­se machen. Beim Spie­len spielt es aber kei­ne Rol­le, wer du bist, des­halb kann man auf die­se Art sol­che Blo­cka­den lösen. Es geht um Prag­ma­tis­mus: ein­fach und schnell zum Per­spek­ti­ven­wech­sel.

War­um eig­net sich das Spie­len dafür so gut?

Beim Spie­len kommt man in einen Flow­zu­stand. Wenn Kin­der spie­len, hören sie ihre Mami nicht, auch wenn sie ihnen ein Bon­bon anbie­tet. In die­sem Flow kommt man schnell auf ganz ande­re Ideen und fin­det so neue Lösun­gen.

© remo eis­ner pho­to­gra­phie

Wie kann man den Spiel­geist in Betrie­ben för­dern?

Unter­neh­men wie Micro­soft oder Goog­le haben Spiel­räu­me. Dort sind die Mit­ar­bei­ter von sich aus moti­viert hin­zu­ge­hen. Sie wis­sen, dass das Unter­neh­men sind, in denen alles mög­lich ist. Es reicht aber, täg­lich fünf Minu­ten gemein­sam zu spie­len.

Wie kann man sich die­ses Spie­len vor­stel­len?

Es kann sein, dass ein Team in einem Pro­jekt nicht wei­ter­kommt, dann kann das Spiel zu neu­en The­men moti­vie­ren. Oder es gibt ein kon­kre­tes The­ma, zu dem Lösun­gen gesucht wer­den. Wenn man nicht immer die glei­chen Vor­schlä­ge hören will, muss man spie­len.

Wel­che Spie­le eig­nen sich?

Da ist alles mög­lich. Es sol­len Spie­le sein, die jeder ver­steht. Das kann ein Wür­fel­spiel sein oder Spie­le, wie sie die Pfad­fin­der spie­len. Es ist jeden­falls wich­tig, dass man damit weg von den All­tags­ge­dan­ken kommt. Die ana­ly­tisch arbei­ten­de Gehirn­hälf­te soll in den Schlaf­mo­dus kom­men und die krea­ti­ve Hirn­hälf­te aktiv wer­den.

Es muss das Ziel sein, gesun­de, glück­li­che Men­schen zu haben, die auch bei der Arbeit lachen kön­nen.Zitat Ende

Cor­de­lia Hagi

Exper­tin für Playful Work

Ein Tisch­ten­nis- oder Tisch­fuß­ball­tisch im Unter­neh­men – reicht das aus?

Nein, das reicht nicht aus. Ein Kicker ist viel­leicht in den ers­ten zwei oder drei Wochen inter­es­sant, aber dann geht nie­mand mehr hin. Des­halb ist es wich­tig, dass man jeman­den aus dem Team nomi­niert, der zum Spiel moti­viert und das mode­riert, selbst aber auch mit­spielt, ein soge­nann­ter Playful Lea­der.

Wel­che Eigen­schaf­ten muss ein Spiel­lei­ter mit­brin­gen?

Er muss offen sein, alles zulas­sen und mode­rie­ren kön­nen. Es gibt immer eine Per­son im Team, die das kann. Es darf aber nie­mand sein, der sagt: „Das geht nicht.“

Wie viel Pla­nung braucht das Spiel im Unter­neh­men?

Es braucht kei­ne bestimm­te Vor­be­rei­tung, son­dern ein­fach nur Leu­te, die wis­sen, wie man spielt. Das kann man auch ler­nen.

Was ent­geg­nen Sie Unter­neh­mern, die Ihnen sagen, „Wenn Mit­ar­bei­ter spie­len, ist das o. k., aber bit­te in der Frei­zeit!“?

Das ist fatal! Das ist ein Den­ken aus dem letz­ten Jahr­hun­dert. Alle Men­schen spie­len in ihrer Frei­zeit – sie gol­fen, spie­len Fuß­ball, pokern. Aber das macht man nur, wenn es Spaß macht. In den Unter­neh­men fehlt es an intrin­sisch moti­vier­ten Men­schen. Im Unter­neh­men zu spie­len, ist lang­fris­tig ziel­füh­rend, denn es geht dar­um, gesun­de, glück­li­che Men­schen zu haben, die auch bei der Arbeit lachen kön­nen. Die­se Men­schen sind dann eben von sich aus moti­viert und lang­fris­tig gese­hen die Arbeits­tie­re.

© Reto Andreo­li
Zur Per­son
  • Cor­de­lia Hagi lebt in Bern. Die Unter­neh­me­rin und Künst­le­rin star­te­te ihre unter­neh­me­ri­sche Lauf­bahn 1988 mit Hagi Druck.
  • Seit 2001 lei­tet sie p.i.n.k. ele­fant, eine Agen­tur für Kom­mu­ni­ka­ti­on.
  • Seit 2016 ist sie als Bera­te­rin tätig, ihre Brain2Go AG beschäf­tigt sich seit 2019 mit Playful Busi­ness.
  • Hagi ist auch als Autorin tätig: „Der Schmet­ter­Fant“ erschien 2003, „Kre­a­pink­tiv“ 2014 und „Playful Busi­ness. War­um Män­ner ger­ne Lego spie­len und Frau­en sowie­so“ 2021.
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Ein Kärnt­ner, der Unter­neh­men spie­le­risch dabei unter­stützt, ihre Visio­nen umzu­set­zen, ist Manu­el Grass­ler. Zum Arti­kel.