
„Wer spielt, kommt
schnell auf andere Ideen“
Cordelia Hagi rät Betrieben dazu, das kindliche Spiel zur täglichen Routine werden zu lassen.
Ihre Inspirationen holt sich Cordelia Hagi beim Spielen. Die Schweizer Expertin für Playful Work rät Unternehmen dazu, das kindliche Spiel zur täglichen Routine werden zu lassen, um die Lösungskompetenz und Mitarbeitermotivation zu steigern.
„Kärntner Wirtschaft“: Sie sind Expertin für Playful Work, Spielkultur im Unternehmen. Was macht Spielkultur so wertvoll für ein Unternehmen?
Cordelia Hagi: Das Spielen ist gerade in der heutigen Zeit ein wichtiger Faktor. In Unternehmen kommen unterschiedliche Generationen zusammen, die sich oft nicht verstehen. Die Älteren haben einen anderen Arbeitssinn, die Jüngeren achten stärker auf die Work-Life-Balance. Die Älteren erwarten Wertschätzung, auch weil sie über viel Know-how verfügen, die Jüngeren fragen sich, warum die Älteren die Dinge nicht auf die neuere Weise machen. Beim Spielen spielt es aber keine Rolle, wer du bist, deshalb kann man auf diese Art solche Blockaden lösen. Es geht um Pragmatismus: einfach und schnell zum Perspektivenwechsel.
Warum eignet sich das Spielen dafür so gut?
Beim Spielen kommt man in einen Flowzustand. Wenn Kinder spielen, hören sie ihre Mami nicht, auch wenn sie ihnen ein Bonbon anbietet. In diesem Flow kommt man schnell auf ganz andere Ideen und findet so neue Lösungen.
Wie kann man den Spielgeist in Betrieben fördern?
Unternehmen wie Microsoft oder Google haben Spielräume. Dort sind die Mitarbeiter von sich aus motiviert hinzugehen. Sie wissen, dass das Unternehmen sind, in denen alles möglich ist. Es reicht aber, täglich fünf Minuten gemeinsam zu spielen.
Wie kann man sich dieses Spielen vorstellen?
Es kann sein, dass ein Team in einem Projekt nicht weiterkommt, dann kann das Spiel zu neuen Themen motivieren. Oder es gibt ein konkretes Thema, zu dem Lösungen gesucht werden. Wenn man nicht immer die gleichen Vorschläge hören will, muss man spielen.
Welche Spiele eignen sich?
Da ist alles möglich. Es sollen Spiele sein, die jeder versteht. Das kann ein Würfelspiel sein oder Spiele, wie sie die Pfadfinder spielen. Es ist jedenfalls wichtig, dass man damit weg von den Alltagsgedanken kommt. Die analytisch arbeitende Gehirnhälfte soll in den Schlafmodus kommen und die kreative Hirnhälfte aktiv werden.
Es muss das Ziel sein, gesunde, glückliche Menschen zu haben, die auch bei der Arbeit lachen können.
Cordelia Hagi
Expertin für Playful WorkEin Tischtennis- oder Tischfußballtisch im Unternehmen – reicht das aus?
Nein, das reicht nicht aus. Ein Kicker ist vielleicht in den ersten zwei oder drei Wochen interessant, aber dann geht niemand mehr hin. Deshalb ist es wichtig, dass man jemanden aus dem Team nominiert, der zum Spiel motiviert und das moderiert, selbst aber auch mitspielt, ein sogenannter Playful Leader.
Welche Eigenschaften muss ein Spielleiter mitbringen?
Er muss offen sein, alles zulassen und moderieren können. Es gibt immer eine Person im Team, die das kann. Es darf aber niemand sein, der sagt: „Das geht nicht.“
Wie viel Planung braucht das Spiel im Unternehmen?
Es braucht keine bestimmte Vorbereitung, sondern einfach nur Leute, die wissen, wie man spielt. Das kann man auch lernen.
Was entgegnen Sie Unternehmern, die Ihnen sagen, „Wenn Mitarbeiter spielen, ist das o. k., aber bitte in der Freizeit!“?
Das ist fatal! Das ist ein Denken aus dem letzten Jahrhundert. Alle Menschen spielen in ihrer Freizeit – sie golfen, spielen Fußball, pokern. Aber das macht man nur, wenn es Spaß macht. In den Unternehmen fehlt es an intrinsisch motivierten Menschen. Im Unternehmen zu spielen, ist langfristig zielführend, denn es geht darum, gesunde, glückliche Menschen zu haben, die auch bei der Arbeit lachen können. Diese Menschen sind dann eben von sich aus motiviert und langfristig gesehen die Arbeitstiere.
- Cordelia Hagi lebt in Bern. Die Unternehmerin und Künstlerin startete ihre unternehmerische Laufbahn 1988 mit Hagi Druck.
- Seit 2001 leitet sie p.i.n.k. elefant, eine Agentur für Kommunikation.
- Seit 2016 ist sie als Beraterin tätig, ihre Brain2Go AG beschäftigt sich seit 2019 mit Playful Business.
- Hagi ist auch als Autorin tätig: „Der SchmetterFant“ erschien 2003, „Kreapinktiv“ 2014 und „Playful Business. Warum Männer gerne Lego spielen und Frauen sowieso“ 2021.
Ein Kärntner, der Unternehmen spielerisch dabei unterstützt, ihre Visionen umzusetzen, ist Manuel Grassler. Zum Artikel.