Monika Schmiderer empfiehlt die Zwei-Stunden-Regel: eine Stunde nach dem Aufstehen und eine Stunde vor dem Zubettgehen keine Bildschirmzeit.
Monika Schmiderer empfiehlt die Zwei-Stunden-Regel: eine Stunde nach dem Aufstehen und eine Stunde vor dem Zubettgehen keine Bildschirmzeit. © Mike Rabensteiner
Monika Schmiderer

„Wer Ana­lo­ges erhält, hat einen siche­ren Anker“

Autorin und Digital-Detox-Expertin Monika Schmiderer rät zu einem bewussten Umgang mit dem Smartphone.

30.01.2025 09:15 von Ines Tebenszky
Lesezeit 5 Minuten

Meh­re­re Stun­den täg­lich nut­zen vie­le ihr Smart­phone. Dass das zum Pro­blem wer­den kann, weiß Moni­ka Schmi­de­rer.

„Kärnt­ner Wirt­schaft“: Sie haben den Begriff Digi­tal Detox mit­ge­prägt. Was ver­steht man denn dar­un­ter?

Moni­ka Schmi­de­rer: Es geht bei Digi­tal Detox um den bewuss­ten Ver­zicht auf Bild­schirm­zeit und Online-Medi­en. Mehr und mehr ent­wi­ckeln sich dar­aus auch die Berei­che digi­ta­le Balan­ce, digi­ta­le Resi­li­enz und digi­ta­le Acht­sam­keit, weil es nicht mehr nur dar­um geht, Pau­sen ein­zu­le­gen, son­dern einen gesun­den Umgang zu pfle­gen – beruf­lich wie pri­vat.

Oft ist das Smart­phone das ers­te, was man in der Früh in die Hand nimmt, und das letz­te, was man abends aus der Hand legt. War­um hat das Smart­phone denn so ­einen hohen Stel­len­wert?

Das Smart­phone ist mitt­ler­wei­le der wich­tigs­te All­tags­be­glei­ter gewor­den. Stu­di­en bele­gen, dass 69 Pro­zent der Men­schen schon in der ers­ten Minu­te nach dem Auf­wa­chen zum Smart­phone grei­fen. Es übt eine enor­me Magnet­kraft auf vie­le aus, vor allem die News­fo­ren und die sozia­len Medi­en. Wir haben uns die­ses Ver­hal­ten selbst antrai­niert und in unse­rem Gehirn über die Beloh­nungs­me­cha­nis­men einen Digi­tal­tram­pel­pfad ange­legt. Je öfter wir die­sen Pfad ablau­fen, des­to inten­si­ver ist die Kon­di­tio­nie­rung.

Viel­fach wird das Argu­ment ins Tref­fen geführt, dass ohne Smart­phone ja gar nichts mehr gehe?

Das Ziel ist ja auch nicht, ohne Smart­phone zu leben. Wir erle­ben mit der Digi­ta­li­sie­rung nicht nur einen Trend, son­dern eine regel­rech­te Evo­lu­ti­on, die unse­re Art zu leben in einem immer höhe­ren Grad beein­flusst. Des­halb geht es viel­mehr dar­um, sich bewusst zu wer­den, war­um man online ist und ob man damit etwas kom­pen­sie­ren will, etwa Selbst­zwei­fel oder Ängs­te.

Wor­an erkennt man, dass die Nut­zung des Smart­phones oder ande­rer digi­ta­ler All­tags­be­glei­ter zu viel wird?

Das merkt man etwa dar­an, dass man sich weni­ger gut kon­zen­trie­ren kann, nicht mehr gut schläft, aggres­siv wird oder zu Wut­aus­brü­chen neigt, aber auch Ver­gess­lich­keit, sozia­le Ängst­lich­keit oder depres­si­ve Ver­stim­mun­gen sind Zei­chen dafür, dass die Nut­zung in eine destruk­ti­ve Rich­tung geht.

Das Ziel ist nicht, ohne Smart­phone zu leben, son­dern bewuss­ter damit umzu­ge­hen.Zitat Ende

Moni­ka Schmi­de­rer

Digi­tal-Detox-Exper­tin

Beruf­li­che und pri­va­te Nut­zung las­sen sich ja auch nur mehr schwer tren­nen …

Die Berei­che der beruf­li­chen und pri­va­ten Nut­zung ver­schwim­men immer mehr. Die Work-Life-Balan­ce wird häu­fig durch beruf­li­che Impul­se in der Pri­vat­zeit been­det, umge­kehrt stört die pri­va­te Nut­zung die beruf­li­chen Auf­ga­ben. All das führt zu einem erhöh­ten Stress­le­vel, weil man ver­sucht, alle Kanä­le zu kon­trol­lie­ren, was aber wie­der zu höhe­ren Bild­schirm­zei­ten führt.

Also hilft nur noch Digi­tal Detox?

Durch die Reduk­ti­on der Bild­schirm­zei­ten und die bewuss­te Aus­ein­an­der­set­zung kann man wäh­rend eines Digi­tal Detox erken­nen, woher der Druck kommt und wel­che die Antrei­ber sind, die uns in die Stress­fal­le jagen. Und dann geht es natür­lich auch ums Ent­span­nen und zu sich fin­den.

Sie haben bereits vie­le Men­schen durch die Detox-Zeit beglei­tet. Wel­che sind die größ­ten Her­aus­for­de­run­gen?

Das ist, die Gewohn­heit zu über­win­den, dass man von einem Bild­schirm zum nächs­ten Bild­schirm hetzt. Vie­le stel­len sich dann die Fra­ge: Was tu ich statt­des­sen? Je weni­ger Zeit wir mit uns selbst ver­brin­gen, des­to mehr ver­küm­mern unse­re Inter­es­sen. Man muss also wie­der ler­nen, wie man es mit sich selbst aus­hält.

Wenn man die digi­ta­le Balan­ce gefun­den hat, wie kann man sie hal­ten?

Hilf­reich ist es, den Arbeits­tag zu struk­tu­rie­ren und E‑Mails nur mehr drei Mal täg­lich zu lesen. Auch ana­lo­ge Hob­bys, Inter­es­sen oder Bezie­hun­gen in der Rea­li­tät zu pfle­gen, hilft. Denn wer Ana­lo­ges erhält, hat damit einen siche­ren Anker.

Zur Per­son
  • Moni­ka Schmi­de­rer gilt als eine der füh­ren­den Digi­tal-Detox-Exper­tin­nen.
  • Als diplo­mier­te Betriebs­wir­tin, Unter­neh­mens­be­ra­te­rin und Trai­ne­rin betreut die Tiro­le­rin seit 2007 Kun­den im gesam­ten deutsch­spra­chi­gen Raum.
  • Dar­über hin­aus ist sie zer­ti­fi­zier­te Medi­ta­ti­ons­leh­re­rin und in ver­schie­de­nen Dis­zi­pli­nen der Human­energetik aus­ge­bil­det.
  • Ihr Wis­sen gibt sie unter ande­rem in Vor­trä­gen oder in ihren Büchern „Switch off und hol dir dein Leben zurück“ oder „Fin­de Klar­heit“ wei­ter.
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