Wanderlust in Kärnten
Gipfelstürmer und Gewinnbringer: Wie Wanderlust die lokale Wirtschaft stärken kann und wo noch Luft nach oben ist. Wandertourismus in Kärnten.
Genussvoll unterwegs sein oder sportlich richtig auspowern. Südländisches Wetter. Abwechslungsreiche Kulinarik. Die Nähe zu Slowenien und Italien. Überall in Kärnten kann gewandert werden – und das auf unterschiedliche Art und Weise. Das birgt noch ein enormes Potenzial in sich, bestätigt Andreas Kranzmayr, Wandertourismus-Experte aus Klagenfurt. „Kärnten bietet für mich im Österreichvergleich ein ungewöhnlich kontrastreiches Wanderumfeld. Schöne Landschaften und gutes Essen gibt es überall. Die Besonderheit der hiesigen Landschaft, die Magie des Gehens und das Insiderwissen sind der Wettbewerbsvorteil.“ Um diesen auszuspielen, brauche es eine intensive Auseinandersetzung mit der Landschaft, Akteure sowie eine sanfte Inszenierung.
Den Blick aufs Besondere lenken
Überregional betrachtet sei der Wandermarkt mittlerweile gesättigt. Immer mehr Wanderdestinationen rittern um einen relativ gleichbleibenden Markt. „Der nationale Mitbewerb legt die Latte in Hinblick auf Wandererlebnis und ‑infrastruktur bereits sehr hoch.“ Unter diesen Gesichtspunkten sei eine der größten Schwächen im Land eine solide Basis-Wanderinfrastruktur. Die Qualität von Leitsystemen, Bänken und Co. schwanke stark. Das lasse sich aus der Gästebefragung 2023 herauslesen. Bei der Zufriedenheit mit den Wanderwegen kann Kärnten im Vergleich zu anderen Bundesländern nicht ganz mithalten. Die Werte sind zwar in einem sehr guten Bereich, aber im Vergleich zu Rest-Österreich um einiges schlechter bewertet. Auch in der aktiven Erlebnisvermittlung schlummere noch Potenzial. Kranzmayr sieht das wie eine Sehhilfe für Gäste. „Aktuell bleibt es dem Gast vielfach selbst überlassen, das Besondere zu erkennen – oder auch nicht.“
Kärnten bietet für mich ein ungewöhnlich kontrastreiches Wanderumfeld.
Andreas Kranzmayr
Wandertourismus-BeraterIn manchen Regionen gelingt das schon gut. Speziell im Lesachtal habe sich abseits vom Massentourismus das Wandern im Laufe der Jahre zu einem Hauptprodukt entwickelt. Und die Saison konnte bis spät in den Herbst hinein verlängert werden. Alpinkulinarik, Herbstprogramm und Themenwege helfen bei der Positionierung am Markt.
Auf Wanderlust eingestellt
Einige Tourismusbetriebe haben sich bereits auf die Bedürfnisse der modernen Wanderer eingestellt. Sie unterstreichen ihre Einzigartigkeit mit besonderen Erlebnissen wie das Sterndal schauen auf der Emberger Alm oder kostenlosen geführten Wanderangeboten in der Region. Die Gäste schätzen die persönlichen Wandertipps, die direkt von ihren Gastgebern kommen, oder die Kombination mit anderen Aktivitäten. Eine bedeutende Rolle im Wandertourismus haben auch die Bergbahnen. So gehts zum Beispiel mit der Biosphärenparkbahn Brunnach von St. Oswald hinauf zur Bergstation. Von dort aus kann auf speziell ausgebauten Wanderwegen barrierefrei losgewandert werden kann. Für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen oder Familien mit Kinderwägen wird damit die Schönheit der Alm erlebbar.
Vom Genuss- zum Weitwandern
Auch der Alpe-Adria-Trail hat sich zu einem Vorzeigeprojekt gemausert und lockt Weitwanderer aus der ganzen Welt ins Land. Den Erfolg bestätigt Hubert Baumgartner, er ist von Beginn an dabei und sein Betrieb ist der letzte Stopp in Österreich: „Die Gäste fliegen für dieses Erlebnis um die halbe Welt. Wir hatten bereits Amerikaner, Australier und Neuseeländer zu Gast. Manche verlängern am Ende des Weges und erholen sich noch ein paar Tage in Kärnten oder kommen später mit ihrer Familie wieder.“
Entscheidend für eine solche Erfolgsgeschichte im Wandersegment seien eine gute Beschilderung, unterwegs die Möglichkeit zur Einkehr, aber auch engagierte Betriebe, die mit Herzblut dabei sind. Wenn das alles im Einklang ist, kann Kärnten seine Stärke als Wanderdestination weiter ausspielen und in den Nebensaisonen für Wertschöpfung in den Regionen sorgen. Sogar mit Einzelübernachtungen.