Vom Flugzeug
zum Kinderwagen
Kinderwagen Schmid seit 1948: Der Vater leistete die Pionierarbeit, die Kinder ebneten die Startrampe und die nächste Generation ist bereit, abzuheben.
Eine junge Mutter holt aus der Reihe der Kinderwägen einen nach dem anderen und macht Probefahrten, vorbei an der Oma, die gerade für ihren Enkel einen Kindersitz ausleiht und dem verzweifelten Vater, der auf der Suche nach passenden Rädern für den Buggy ist – es herrscht reges Treiben bei Kinderwagen Schmid in Klagenfurt.
Kinderwägen waren nicht vorhanden
Hochsaison für Werner Schmid. Gemeinsam mit seinem älteren Bruder Günther leitet er seit 1972 die Geschicke des Familienbetriebes. Seine Geburt war es auch, die zur Gründung der Firma führte. Denn als ihr Vater und Flugzeugkonstrukteur Georg Schmid mit seiner Frau Emilie eine Familie gründete, waren Kinderwägen, wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, so gut wie nicht vorhanden. Kurzerhand lenkte der Vater seine Begabung aus den Flugzeugbauten um und konstruierte den ersten Kinderwagen. „Als sie mit mir in der Stadt spazieren fuhren, kamen an Ort und Stelle die Aufträge herein“, erzählt Günther Schmid.
Spielzeug, Textilien und Laufräder
Auch nach der Übernahme durch die Söhne Anfang der 1970er setzte sich die Erfolgsgeschichte fort. Die Globalisierung und der enorme Preisdruck führten aber zum Ende der Produktion und hin zum Verkauf. Neben Kinderwägen findet sich heute auf 400 Quadratmetern von Spielzeug über Textilien bis hin zum Laufrad alles, was das Kinderherz begehrt. Diese Warenvielfalt galt es auch während der Pandemie zu vermarkten. Neben einem Zustellservice und dem Verkauf aus dem Fenster wurde der Lockdown genutzt, um das Geschäftslokal umzugestalten und einen Online-Shop einzurichten. Für alle Online-Agenden ist Werner Schmids Tochter Anke Widmann zuständig. Seine zweite Tochter Nora Widmann arbeitet seit rund zehn Jahren im Familienbetrieb mit. „Ich könnte mir keinen schöneren Beruf vorstellen. Es sind Gänsehautmomente, die man gemeinsam erleben darf. Etwa als am 24. Dezember plötzlich ein Paar im Geschäft stand und eine komplette Erstausstattung kaufen wollte, weil sie soeben erfahren haben, dass sie ein Baby adoptieren dürfen.“
Verkauf ist emotional
Generell sei der Verkauf von Babyartikeln sehr emotional. Man kenne die Vorgeschichten der Frauen nicht und mit der gebotenen Distanz und dem notwendigen Einfühlungsvermögen könne man in dieser Lebensphase sehr gut unterstützen. „Genau das ist unser Alleinstellungsmerkmal. In Zeiten, in denen man eigentlich alles überall kaufen könnte, musst du mit erstklassiger Beratung und Service punkten“, ist Werner Schmid überzeugt. Da nahezu alle Mitarbeiterinnen selbst Mütter sind, können sie aus ihrer eigenen Erfahrung berichten. Hinzu kommt ein Gespür für Trends. „Eltern achten zunehmend auf Qualität, besonders, wenn das Geld, wie aktuell, knapp wird“, betont Günther Schmid. Und in Zeiten von Social Media werde auch auf Design und Nachhaltigkeit Wert gelegt. Grau, Beige und Cremetöne dominieren aktuell in den Kinderzimmern.
- 1948 gründete Georg Schmid mit seiner Frau Emilie das Unternehmen und produzierte selbst Kinderwägen. Kinderwägen waren selten und in ganz Österreich und international gefragt, das Geschäft florierte.
- 1972 übernahmen die Söhne Günther und Werner Schmid, sie forcierten den Großhandel und Messebeteiligungen.
- Der Preisdruck führte zum Ende der Produktion.
- Heute im Fokus: Verkauf mit Beratung.