Durch KI kann man sich wieder mehr auf Beziehungen konzentrieren, so Maximilian Lude.
Durch KI kann man sich wieder mehr auf Beziehungen konzentrieren, so Maximilian Lude. © Lea Mahler
Maximilian Lude

„Unse­re wich­tigs­te Tech­no­lo­gie ist und bleibt die Kon­ver­sa­ti­on“

Der Unternehmer und Experte für Innovation und Strategie, Maximilian Lude, im Interview über eine Zukunft, in der Technik den Menschen stärkt, anstatt ihn zu ersetzen.

04.11.2024 06:16 - Update am: 07.11.2024 09:23 von Herbert Motter
Lesezeit 6 Minuten

Fami­li­en­ge­führ­te Unter­neh­men ste­hen vor der Her­aus­for­de­rung, Tra­di­ti­on und Inno­va­ti­on zu ver­ei­nen. Wie schaf­fen Sie es, eine Balan­ce zwi­schen die­sen bei­den Aspek­ten für Ihre Kun­den zu fin­den?

Wenn man über die Balan­ce zwi­schen Tra­di­ti­on und Inno­va­ti­on in fami­li­en­ge­führ­ten Unter­neh­men spricht, muss man ver­ste­hen, dass die­se Unter­neh­men oft auf einem sehr sta­bi­len Fun­da­ment von Wer­ten und Prak­ti­ken auf­bau­en. Unser Ansatz besteht dar­in, die­se Stär­ken zu respek­tie­ren und gleich­zei­tig den Raum für inno­va­ti­ve Pro­zes­se zu öff­nen. Wir unter­stüt­zen unse­re Kun­den, indem wir ihnen hel­fen, Inno­va­ti­ons­la­bo­re inner­halb ihrer Unter­neh­men zu schaf­fen, die wie geschütz­te Werk­stät­ten funk­tio­nie­ren, in denen neue Ideen ohne das Risi­ko des Gesamt­schei­terns getes­tet wer­den kön­nen. Das erlaubt es, die Neue­run­gen schritt­wei­se und kon­trol­liert in die bestehen­den Struk­tu­ren zu inte­grie­ren.

Wel­che Fak­to­ren sind ent­schei­dend für den Erfolg eines Trans­for­ma­ti­ons­pro­zes­ses in Unter­neh­men?

Was die Trans­for­ma­ti­on betrifft, wird oft die Bedeu­tung der Unter­neh­mens­kul­tur unter­schätzt. Es geht nicht nur um die Tech­no­lo­gie, son­dern auch, oder vor allem um die Men­schen, die die­sen Wan­del mit­tra­gen müs­sen. Wich­tig ist, eine offe­ne Kom­mu­ni­ka­ti­ons­kul­tur zu schaf­fen, die den Mit­ar­bei­ten­den hilft, ihre Ängs­te zu über­win­den, indem neue Tech­no­lo­gien erklärt und die Vor­tei­le klar auf­ge­zeigt wer­den. Hier spielt auch KI eine Rol­le: Sie ent­las­tet von Rou­ti­ne­tä­tig­kei­ten und gibt den Men­schen mehr Zeit, sich auf zwi­schen­mensch­li­che Inter­ak­ti­on und die Kun­den­be­zie­hun­gen zu kon­zen­trie­ren. Ach­tung, klingt komisch, aber so macht uns KI „mensch­li­cher“, indem sie den Fokus auf Bezie­hun­gen ver­stärkt.

Den­noch unter­liegt die Arbeits­welt der­zeit tief­grei­fen­den Ver­än­de­run­gen, vor allem durch Remo­te Work, Auto­ma­ti­sie­rung und neue Tech­no­lo­gien…

Tech­no­lo­gien wie KI und Robo­tik wer­den Rou­ti­ne­auf­ga­ben zuneh­mend über­neh­men. Unter­neh­men, die die­se Tech­no­lo­gien effek­tiv nut­zen, kön­nen nicht nur ihre Effi­zi­enz stei­gern, son­dern auch neue Inno­va­ti­ons­po­ten­zia­le frei­set­zen. Dar­über hin­aus hat sich Remo­te Work bereits als fes­ter Bestand­teil der Arbeits­welt eta­bliert, hybri­de Arbeits­mo­del­le wer­den wei­ter­hin an Bedeu­tung gewin­nen. Unter­neh­men kön­nen ihre Wett­be­werbs­fä­hig­keit so enorm stei­gern, wer­den aber auch vor die Her­aus­for­de­rung gestellt, eine star­ke Unter­neh­mens­kul­tur zu bewah­ren, wenn Mit­ar­bei­ten­de zuneh­mend digi­tal zusam­men­ar­bei­ten. Im Han­del geht das auf den ers­ten Blick nicht. Der zwei­te Blick lässt aber auch hybri­de Model­le zu, dazu aber mehr in mei­nem Vor­trag! Zusätz­lich wird nach­hal­ti­ge Inno­va­ti­on eine gro­ße Rol­le spie­len. Die Her­aus­for­de­run­gen des Kli­ma­wan­dels und der Res­sour­cen­knapp­heit zwin­gen Unter­neh­men dazu, nach­hal­ti­ge Geschäfts­mo­del­le zu ent­wi­ckeln. Nach­hal­tig­keit wird kein ‚Nice-to-have‘ mehr sein, son­dern ein zen­tra­ler Wett­be­werbs­fak­tor. Dies erfor­dert eine Trans­for­ma­ti­on, die nicht nur auf tech­no­lo­gi­sche Lösun­gen setzt, son­dern auch auf die Ein­be­zie­hung unse­rer öko­lo­gi­schen Umwelt.

Der Kli­ma­wan­del zwingt Betrie­be dazu, nach­hal­ti­ge Geschäfts­mo­del­le zu ent­wi­ckeln. Zitat Ende

Maxi­mi­li­an Lude

Unter­neh­mer, Spea­k­er, Wis­sen­schaft­ler

Brin­gen fami­li­en­ge­führ­te Unter­neh­men in Bezug auf moder­ne Arbeits­mo­del­le Beson­der­hei­ten mit?

Fami­li­en­un­ter­neh­men zeich­nen sich häu­fig durch eine star­ke kul­tu­rel­le Prä­gung aus, die über Gene­ra­tio­nen hin­weg auf­ge­baut wur­de. Die­se Prä­gung för­dert Fle­xi­bi­li­tät, Ver­trau­en und eine enge Zusam­men­ar­beit zwi­schen den Gene­ra­tio­nen, was eine natür­li­che Grund­la­ge für die Ein­füh­rung moder­ner Arbeits­mo­del­le schafft. Fle­xi­bi­li­tät in Arbeits­zei­ten, indi­vi­du­el­le För­de­rung und Ver­trau­en sind oft bereits geleb­te Wer­te in die­sen Unter­neh­men. Die Her­aus­for­de­rung besteht jedoch dar­in, den Spa­gat zwi­schen bewähr­ten Tra­di­tio­nen und der Not­wen­dig­keit von Inno­va­ti­on zu meis­tern. Das Span­nungs­feld besteht dar­in, tech­no­lo­gi­sche Fort­schrit­te zu nut­zen, ohne den fami­liä­ren Cha­rak­ter zu ver­lie­ren, der vie­le die­ser Unter­neh­men aus­zeich­net.

Gera­de in die­sen in Zei­ten von Trans­for­ma­ti­on und Unsi­cher­heit sind Füh­rungs­kräf­ten spe­zi­ell gefor­dert.

Füh­rungs­kräf­te, die in Zei­ten des Wan­dels erfolg­reich sein wol­len, müs­sen mehr als nur muti­ge Ent­schei­dun­gen tref­fen. Ein trans­for­mie­ren­der Füh­rungs­stil ist gefragt, der Ver­trau­en auf­baut und das Team inspi­riert.

Trans­for­ma­ti­ve Füh­rung? Kön­nen Sie das näher erläu­tern?

Es bedeu­tet, Vor­bild zu sein und durch authen­ti­sche, trans­pa­ren­te Kom­mu­ni­ka­ti­on Ver­trau­en zu schaf­fen. Offen­heit gegen­über neu­en Ideen und Tech­no­lo­gien wie Künst­li­cher Intel­li­genz ist essen­zi­ell, um die Mit­ar­bei­ter aktiv in den Wan­del ein­zu­be­zie­hen und Ängs­te zu redu­zie­ren. Beson­ders wich­tig ist es, den Fokus auf die lang­fris­ti­ge Visi­on des Unter­neh­mens zu legen und gleich­zei­tig Empa­thie zu zei­gen – bau­en Sie also posi­ti­ve Zukunfts­bil­der und Visio­nen mit Ihrem Team. In unsi­che­ren Zei­ten hilft es den Mit­ar­bei­ten­den, wenn die Füh­rungs­kraft nicht nur ratio­nal agiert, son­dern auch die emo­tio­na­len Aspek­te berück­sich­tigt. Men­schen müs­sen spü­ren, dass sie Teil eines grö­ße­ren Gan­zen sind. Trans­for­ma­ti­ve Füh­rung befä­higt und ermu­tigt Mit­ar­bei­ten­de, aktiv an der Ver­än­de­rung mit­zu­wir­ken, anstatt pas­siv auf Vor­ga­ben zu war­ten. Ein zen­tra­les Merk­mal ist die Bereit­schaft, Ver­ant­wor­tung zu dele­gie­ren und den Mit­ar­bei­ten­den zu ver­trau­en, wäh­rend gleich­zei­tig die Zie­le klar defi­niert blei­ben. Dadurch ent­steht eine Kul­tur der Inno­va­ti­on und des Wachs­tums. Füh­rungs­kräf­te soll­ten ihr Team inspi­rie­ren und in eine Zukunft füh­ren, in der Tech­nik den Men­schen stärkt, anstatt ihn ersetzt.

Zum Abschluss: Wenn Sie einem jun­gen Unter­neh­mer oder einer jun­gen Unter­neh­me­rin, der/die ein Unter­neh­men trans­for­mie­ren möch­te, einen ein­zi­gen Rat­schlag geben könn­ten – wel­cher wäre das?

Hab kei­ne Angst, früh zu schei­tern. Nur durch stän­di­ges Expe­ri­men­tie­ren und Anpas­sen gelingt die erfolg­rei­che Trans­for­ma­ti­on. Sprich dabei aber nicht von „Feh­ler­kul­tur“, son­dern eher von „Lern­kul­tur“, denn Feh­ler machen, ohne dabei etwas zu ler­nen, wäre auch sinn­be­freit.

Zur Per­son

Maxi­mi­li­an Lude ist Unter­neh­mer, Wis­sen­schaft­ler und Spea­k­er. Als Grün­der und Geschäfts­füh­rer der Münch­ner phi­lo­ne­os GmbH beglei­ten er und sein Team fami­li­en­ge­führ­te Unter­neh­men rund­um Inno­va­ti­on, Trans­for­ma­ti­on und Arbeit­ge­ber­at­trak­ti­vi­tät. In der Pra­xis und Wis­sen­schaft beschäf­tigt er sich mit den The­men Inno­va­ti­on und Zukunft im Kon­text von Fami­li­en­un­ter­neh­men. Er publi­ziert regel­mä­ßig in renom­mier­ten Fach­zeit­schrif­ten und hält Vor­trä­ge auf natio­na­len wie inter­na­tio­na­len Kon­fe­ren­zen.

Zur Web­site
Info-Icon
Die­ser Arti­kel ist in Aus­ga­be 21/24 erschie­nen.
Info-Icon
Ähn­li­che Arti­kel fin­den Sie in der Kate­go­rie: Inter­views