Zukunftsforscher Maximilian Lude sprach am Tag der Kärntner Gastgeber über relevante Trends.
Zukunftsforscher Maximilian Lude sprach am Tag der Kärntner Gastgeber über relevante Trends. © WKK/Peter Just
Tag der Kärntner Gastgeber

„Tra­di­ti­on allein ist kein Garant für Zukunfts­fä­hig­keit“

Zukunftsforscher Maximilian Lude sprach beim Tag der Kärntner Gastgeber über die Zukunft des Tourismus.

28.02.2025 08:45 von Corina Thalhammer
Lesezeit 7 Minuten

Zukunfts­for­scher Maxi­mi­li­an Ludes rele­van­tes­te Aus­sa­gen vom Tag der Kärnt­ner Gast­ge­ber.

Jede Tech­no­lo­gie durch­läuft Hype-Pha­sen. Ein Bei­spiel ist, laut Maxi­mi­li­an Lude, der 3D-Druck: Vor zehn Jah­ren wur­den vor allem klei­ne Figu­ren gedruckt, heu­te druckt man Fleisch und Her­zen – doch kaum jemand berich­te dar­über. „Die Tech­no­lo­gie ent­wi­ckelt sich expo­nen­ti­ell, wäh­rend Men­schen line­ar den­ken und Unter­neh­men sich log­arith­misch ent­wi­ckeln.“ Die­ser wach­sen­de Spalt erfor­de­re Anpas­sun­gen von Orga­ni­sa­tio­nen, Fir­men und Geschäfts­mo­del­len, um den Abstand zu ver­rin­gern.

Tra­di­ti­on und Inno­va­ti­on kom­bi­nie­ren

„Tra­di­ti­on allein ist kein Garant für Zukunfts­fä­hig­keit“, weiß Lude. Pro­duk­te müs­sen neu inter­pre­tiert und Ziel­grup­pen regel­mä­ßig unter­sucht sowie ange­passt wer­den. Ein Nega­tiv­bei­spiel sei Tup­per­ware, das nicht auf den „Meal­prep-Trend“ reagier­te und sei­ne Ziel­grup­pe nicht wei­ter­ent­wi­ckel­te.

Unter­neh­me­ri­sches Den­ken und Intra­pre­neur­ship

„Unter­neh­me­ri­sches Den­ken bedeu­tet nicht nur, ein Unter­neh­men zu besit­zen, son­dern unter­neh­me­risch zu han­deln.“ Das Ziel sei „Intra­pre­neur­ship“, also unter­neh­me­ri­sches Ver­hal­ten aller Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter inner­halb eines Unter­neh­mens oder einer öffent­li­chen Ein­rich­tung.

Lude erklärt, dass man zwi­schen Mana­gern und Unter­neh­mern unter­schei­den müs­se:

  • Ein Mana­ger kauft Res­sour­cen ein, ein Unter­neh­mer nutzt das, was vor­han­den ist.
  • Ein Mana­ger hält an sei­nem Ziel fest, ein Unter­neh­mer passt sei­ne Stra­te­gie an.
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Inno­va­ti­on erfor­dert Kon­text

Die Gren­zen zwi­schen ana­lo­ger und digi­ta­ler Welt ver­schwim­men zuneh­mend und bie­ten neue Mög­lich­kei­ten. „Kon­stan­te Inno­va­ti­on braucht Kon­text. Stel­len Sie Zusam­men­hän­ge her, wie sich die Welt ver­än­dert“, rät Lude.

Zukunfts­sze­na­ri­en statt Vor­her­sa­gen

„Nie­mand kann die Zukunft vor­aus­sa­gen. Lasst uns daher auf­hö­ren, über die Zukunft zu spre­chen, und statt­des­sen Sze­na­ri­en bau­en.“

Es sei sinn­voll, sich auf beein­fluss­ba­re Fak­to­ren zu kon­zen­trie­ren. Vie­le Mana­ger lei­den unter „Fear of Miss­ing Out“ (FOMO):

  • Ent­we­der sie fol­gen jedem Trend und machen alles ein wenig.
  • Oder sie ver­fal­len in eine Schock­star­re und tun nichts mehr.

Erleb­tes nach­er­le­ben: Die digi­ta­le Welt ver­bin­det sich zuneh­mend mit der ech­ten Welt. Zu viel Skep­sis kann gefähr­lich sein. „Wir müs­sen anfan­gen, die Din­ge auch posi­tiv zu sehen. Die Magie liegt dar­in, etwas aus­zu­pro­bie­ren“, weiß Lude.

Wan­del in Medi­en­nut­zung und Demo­gra­fie

Das Kräf­te­ver­hält­nis zwi­schen Län­dern und demo­gra­fi­schen Grup­pen ver­än­de­re sich. Dadurch wan­delt sich auch der Medi­en­kon­sum jün­ge­rer Gene­ra­tio­nen:

So nüt­ze die Gene­ra­ti­on Z Tik­Tok, um Restau­rants oder Rei­se­zie­le zu fin­den, statt Goog­le zu ver­wen­den.

„Men­schen kau­fen Per­so­nen-Mar­ken“, weiß Lude. 40 Pro­zent der Men­schen ver­trau­en mitt­ler­wei­le Influen­cern und bau­en para­so­zia­le Bezie­hun­gen auf – eine ein­sei­ti­ge, aber inten­si­ve Form der Ver­bun­den­heit. Dabei füh­le es sich so an, als wäre man mit dem Influen­cer befreun­det oder wür­de ihn ken­nen, obwohl die Kom­mu­ni­ka­ti­on ein­sei­tig ist.

Ein Unter­neh­men, das es immer ver­stand, rich­tig zu reagie­ren, sei Apple. Das Unter­neh­men war nie der Vor­rei­ter, aber setz­te Inno­va­tio­nen rich­tig um. Dar­aus kann man ablei­ten: „Nie in FOMO-Manie auf einen Trend auf­sprin­gen, son­dern sich Zeit las­sen“, betont Lude. Für den Tou­ris­mus bedeu­tet das: Es geht um Erleb­nis­se. „Wagen Sie unge­wöhn­li­che Koope­ra­tio­nen, stel­len Sie Ihre Mit­ar­bei­ter an die ers­te Stel­le.“

Digi­ta­le Ava­tare und KI im Unter­neh­men

KI kön­ne zum Bei­spiel beim Onboar­ding-Pro­zess unter­stüt­zen: Ein per­so­na­li­sier­tes Video kann neu­en Mit­ar­bei­tern vor­ab Ein­bli­cke in Abläu­fe und Gepflo­gen­hei­ten geben. „KI macht uns mensch­li­cher, denn sie gibt uns mehr Zeit für die Arbeit am Gast“, ist Lude über­zeugt. Es sei an der Zeit, das eige­ne Welt­bild zu ändern. Statt eines Gegen­ein­an­ders – KI vs. Mensch und Mensch vs. Maschi­ne – soll­te ein Mit­ein­an­der ent­ste­hen.

Maxi­mi­li­an Ludes Tipps für die Zukunft

  • Lebens­lan­ges Ler­nen: Mit­ar­bei­tern die­se Mög­lich­keit geben und eine posi­ti­ve Hal­tung för­dern.
  • Zukunfts­bil­der bau­en: Ohne Sinn­ho­ri­zont ver­küm­mert das Leben zum blo­ßen Über­le­ben.
  • Mit bestehen­den Res­sour­cen star­ten: Neu­es aus­pro­bie­ren.
  • „Machen Sie alle Men­schen in Ihrem Betrieb zu Unter­neh­me­rin­nen und Unter­neh­mern.“
  • Mar­ken – ins­be­son­de­re Arbeit­ge­ber­mar­ken – wer­den in Zukunft eine zen­tra­le Rol­le spie­len.
Zur Per­son

Maxi­mi­li­an Lude ist Unter­neh­mer, Wis­sen­schaft­ler und Spea­k­er. Als Grün­der und Geschäfts­füh­rer der Münch­ner phi­lo­ne­os GmbH beglei­ten er und sein Team fami­li­en­ge­führ­te Unter­neh­men rund­um Inno­va­ti­on, Trans­for­ma­ti­on und Arbeit­ge­ber­at­trak­ti­vi­tät. In der Pra­xis und Wis­sen­schaft beschäf­tigt er sich mit den The­men Inno­va­ti­on und Zukunft im Kon­text von Fami­li­en­un­ter­neh­men. Er publi­ziert regel­mä­ßig in renom­mier­ten Fach­zeit­schrif­ten und hält Vor­trä­ge auf natio­na­len wie inter­na­tio­na­len Kon­fe­ren­zen.

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