
„Tradition allein ist kein Garant für Zukunftsfähigkeit“
Zukunftsforscher Maximilian Lude sprach beim Tag der Kärntner Gastgeber über die Zukunft des Tourismus.
Zukunftsforscher Maximilian Ludes relevanteste Aussagen vom Tag der Kärntner Gastgeber.
Jede Technologie durchläuft Hype-Phasen. Ein Beispiel ist, laut Maximilian Lude, der 3D-Druck: Vor zehn Jahren wurden vor allem kleine Figuren gedruckt, heute druckt man Fleisch und Herzen – doch kaum jemand berichte darüber. „Die Technologie entwickelt sich exponentiell, während Menschen linear denken und Unternehmen sich logarithmisch entwickeln.“ Dieser wachsende Spalt erfordere Anpassungen von Organisationen, Firmen und Geschäftsmodellen, um den Abstand zu verringern.
Tradition und Innovation kombinieren
„Tradition allein ist kein Garant für Zukunftsfähigkeit“, weiß Lude. Produkte müssen neu interpretiert und Zielgruppen regelmäßig untersucht sowie angepasst werden. Ein Negativbeispiel sei Tupperware, das nicht auf den „Mealprep-Trend“ reagierte und seine Zielgruppe nicht weiterentwickelte.
Unternehmerisches Denken und Intrapreneurship
„Unternehmerisches Denken bedeutet nicht nur, ein Unternehmen zu besitzen, sondern unternehmerisch zu handeln.“ Das Ziel sei „Intrapreneurship“, also unternehmerisches Verhalten aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter innerhalb eines Unternehmens oder einer öffentlichen Einrichtung.
Lude erklärt, dass man zwischen Managern und Unternehmern unterscheiden müsse:
- Ein Manager kauft Ressourcen ein, ein Unternehmer nutzt das, was vorhanden ist.
- Ein Manager hält an seinem Ziel fest, ein Unternehmer passt seine Strategie an.
Innovation erfordert Kontext
Die Grenzen zwischen analoger und digitaler Welt verschwimmen zunehmend und bieten neue Möglichkeiten. „Konstante Innovation braucht Kontext. Stellen Sie Zusammenhänge her, wie sich die Welt verändert“, rät Lude.
Zukunftsszenarien statt Vorhersagen
„Niemand kann die Zukunft voraussagen. Lasst uns daher aufhören, über die Zukunft zu sprechen, und stattdessen Szenarien bauen.“
Es sei sinnvoll, sich auf beeinflussbare Faktoren zu konzentrieren. Viele Manager leiden unter „Fear of Missing Out“ (FOMO):
- Entweder sie folgen jedem Trend und machen alles ein wenig.
- Oder sie verfallen in eine Schockstarre und tun nichts mehr.
Erlebtes nacherleben: Die digitale Welt verbindet sich zunehmend mit der echten Welt. Zu viel Skepsis kann gefährlich sein. „Wir müssen anfangen, die Dinge auch positiv zu sehen. Die Magie liegt darin, etwas auszuprobieren“, weiß Lude.
Wandel in Mediennutzung und Demografie
Das Kräfteverhältnis zwischen Ländern und demografischen Gruppen verändere sich. Dadurch wandelt sich auch der Medienkonsum jüngerer Generationen:
So nütze die Generation Z TikTok, um Restaurants oder Reiseziele zu finden, statt Google zu verwenden.
„Menschen kaufen Personen-Marken“, weiß Lude. 40 Prozent der Menschen vertrauen mittlerweile Influencern und bauen parasoziale Beziehungen auf – eine einseitige, aber intensive Form der Verbundenheit. Dabei fühle es sich so an, als wäre man mit dem Influencer befreundet oder würde ihn kennen, obwohl die Kommunikation einseitig ist.
Ein Unternehmen, das es immer verstand, richtig zu reagieren, sei Apple. Das Unternehmen war nie der Vorreiter, aber setzte Innovationen richtig um. Daraus kann man ableiten: „Nie in FOMO-Manie auf einen Trend aufspringen, sondern sich Zeit lassen“, betont Lude. Für den Tourismus bedeutet das: Es geht um Erlebnisse. „Wagen Sie ungewöhnliche Kooperationen, stellen Sie Ihre Mitarbeiter an die erste Stelle.“
Digitale Avatare und KI im Unternehmen
KI könne zum Beispiel beim Onboarding-Prozess unterstützen: Ein personalisiertes Video kann neuen Mitarbeitern vorab Einblicke in Abläufe und Gepflogenheiten geben. „KI macht uns menschlicher, denn sie gibt uns mehr Zeit für die Arbeit am Gast“, ist Lude überzeugt. Es sei an der Zeit, das eigene Weltbild zu ändern. Statt eines Gegeneinanders – KI vs. Mensch und Mensch vs. Maschine – sollte ein Miteinander entstehen.
Maximilian Ludes Tipps für die Zukunft
- Lebenslanges Lernen: Mitarbeitern diese Möglichkeit geben und eine positive Haltung fördern.
- Zukunftsbilder bauen: Ohne Sinnhorizont verkümmert das Leben zum bloßen Überleben.
- Mit bestehenden Ressourcen starten: Neues ausprobieren.
- „Machen Sie alle Menschen in Ihrem Betrieb zu Unternehmerinnen und Unternehmern.“
- Marken – insbesondere Arbeitgebermarken – werden in Zukunft eine zentrale Rolle spielen.
Maximilian Lude ist Unternehmer, Wissenschaftler und Speaker. Als Gründer und Geschäftsführer der Münchner philoneos GmbH begleiten er und sein Team familiengeführte Unternehmen rundum Innovation, Transformation und Arbeitgeberattraktivität. In der Praxis und Wissenschaft beschäftigt er sich mit den Themen Innovation und Zukunft im Kontext von Familienunternehmen. Er publiziert regelmäßig in renommierten Fachzeitschriften und hält Vorträge auf nationalen wie internationalen Konferenzen.