Stefan Frädrich rät zur Vorsicht, wenn man ständig für ein unpassendes Ziel kämpft – das könne direkt ins Burnout oder in die Depression führen.
Stefan Frädrich rät zur Vorsicht, wenn man ständig für ein unpassendes Ziel kämpft – das könne direkt ins Burnout oder in die Depression führen. © Greator
Stefan Frädrich

„Sinn­vol­le Zie­le errei­chen wir ganz ein­fach“

Wenn die persönliche Richtung stimmt, lassen sich gewünschte Ergebnisse einfach erreichen – davon ist Unternehmer, Autor, Redner und Coach Stefan Frädrich überzeugt.

27.01.2025 07:53 von Ines Tebenszky
Lesezeit 5 Minuten

Wer Zie­le hin­ge­gen zu ver­bis­sen ver­folgt, über­sieht leicht eine Lösung, was das Pro­jekt zum Schei­tern ver­ur­teilt, weiß Unter­neh­mer, Autor, Red­ner und Coach Ste­fan Fräd­rich.

„Kärnt­ner Wirt­schaft“: Von vie­len Coa­ches hört man: Wer erfolg­reich sein will, muss ein Ziel vor Augen haben. Sie sagen, Zie­le sind Quatsch. Wie darf man das ver­ste­hen?

Ste­fan Fräd­rich: Zie­le sind dann sinn­voll, wenn sie rich­tig sind, also sich mit dem eige­nen Lebens­weg decken. Sie sind aber nicht sinn­voll, wenn sie uns von unse­rem Weg abhal­ten und wir uns ver­bie­gen müs­sen, um sie zu errei­chen. Wich­tig ist unse­re inne­re Aus­rich­tung, dass wir wis­sen, wer wir sind.

Wel­che Feh­ler wer­den denn häu­fig beim Defi­nie­ren von Zie­len gemacht?

Vie­le gehen zu ver­bis­sen an die Sache her­an, haben zu enge Zeit­plä­ne oder sind zu fokus­siert auf ein Ziel und über­se­hen dadurch viel­leicht eine Lösung. Ande­re sind nicht dazu bereit, schnell und hart zu schei­tern, denn auch das kann dazu­ge­hö­ren.

Wel­che Fol­gen haben die­se Feh­ler?

Kurz gesagt: Dass die geplan­ten Pro­jek­te ein­fach nicht funk­tio­nie­ren wie erwar­tet. Wer stän­dig hart für eine Sache kämpft, ver­liert irgend­wann die Freu­de dar­an und über­sieht dabei, dass Din­ge auch leicht sein kön­nen. Statt­des­sen machen sie dann Lebens­ent­wick­lungs-Kur­se und Ent­span­nungs­trai­nings, dabei ist alles da.

Wer regel­mä­ßig reflek­tiert, lernt zu spü­ren, wenn er auf den Holz­weg gerät.Zitat Ende

Ste­fan Fräd­rich

Arzt, Betriebs­wirt, Coach

Las­sen sich also Zie­le in gute und schlech­te Zie­le unter­schei­den?

Ich wür­de sagen in pas­sen­de und unpas­sen­de. Ein Baum braucht Was­ser und Son­ne, um zu wach­sen, aber kein Ziel. Das ist bei vie­len ande­ren Din­gen ähn­lich. Stän­dig fra­gen wir uns: Wo wol­len wir hin? Das hält uns aber davon ab, anzu­neh­men, was ist.

Was ist dafür die Lösung?

Wir müs­sen in die Vogel­per­spek­ti­ve wech­seln, unse­re Lebens­be­rei­che betrach­ten und uns fra­gen: Was gibt uns Ener­gie und was raubt uns Ener­gie? Denn wenn wir lang­fris­tig stän­dig für das unpas­sen­de Ziel kämp­fen, gewöh­nen wir uns irgend­wann dar­an. Das wird dann gefähr­lich und kann direkt ins Burn­out oder in die Depres­si­on füh­ren.

Wor­an kann man erken­nen, ob ein Ziel stim­mig ist und ein­fach erreicht wer­den kann?

Hier kann man sich am Zie­le-Kom­pass ori­en­tie­ren, der drei Nadeln hat. Die ers­te Kom­pass­na­del ist das Ziel selbst, die zwei­te der Weg, der viel wich­ti­ger ist als das Ziel, und die drit­te Nadel ist der Sinn, also was wir tun sol­len. Wei­sen alle drei Nadeln in die glei­che Rich­tung, ist das Ziel stim­mig. Wich­tig ist aber, innen zu begin­nen, also mit dem Sinn, und sich über den Weg zum Ziel vor­zu­ar­bei­ten und nicht umge­kehrt. Denn wenn ich weiß, wer ich bin und war­um ich das tue, ist klar, wel­che Hand­lun­gen fol­gen. Bei vie­len Selbst­stän­di­gen kann man das beob­ach­ten: Sie schmei­ßen sich rein, weil es das ist, was sie tun möch­ten und küm­mern sich erst spä­ter um for­ma­le Din­ge – damit fan­gen sie kei­nes­falls an.

Wenn man merkt, dass ein Ziel, das man schon lan­ge ver­folgt, gar nicht der inne­ren Aus­rich­tung ent­spricht – was tut man da?

Man lässt die­ses Ziel so schnell wie mög­lich los. Denn dann wei­sen die Ziel- und die Weg-Kom­pass­na­del in eine ande­re Rich­tung als die Sinn­na­del und man bleibt unter sei­nen Mög­lich­kei­ten. Des­halb soll­te ich stän­dig über­prü­fen und dau­ernd reflek­tie­ren, ob mei­ne per­sön­li­che Rich­tung noch mit dem über­ein­stimmt, was ich tue. Wer das regel­mä­ßig macht, lernt zu spü­ren, wenn er auf den Holz­weg gerät.

Wie kann man erken­nen, was man wirk­lich ger­ne tut?

Da gebe ich Ihnen eine Denk­sport­auf­ga­be mit: Stel­len Sie sich vor, Sie hät­ten lau­ter Klo­ne von sich, die alles gleich gut könn­ten wie sie selbst. Wel­che täg­li­chen Pflich­ten wür­den Sie dele­gie­ren? Das, was Sie nicht dele­gie­ren, ist das, was für Sie den meis­ten Sinn ergibt und Ihnen Freu­de macht.

Zur Per­son
  • Ste­fan Fräd­rich ist Moti­va­tor, Autor und Unter­neh­mer.
  • Seit 2003 ist der Arzt und Betriebs­wirt als Trai­ner, Red­ner und Bera­ter tätig. Er grün­de­te die Inspi­ra­ti­ons- und Wei­ter­bil­dungs­platt­form Grea­tor (frü­her Gedan­ken­tan­ken), die sich auf Per­sön­lich­keits­ent­wick­lung, Lea­der­ship, gesun­de Lebens­füh­rung und Erfolg spe­zia­li­siert hat.
  • Ins­ge­samt hat Fräd­rich 24 Bücher geschrie­ben, sein jüngs­tes trägt den Titel „War­um Zie­le Quatsch sind“ und ist im GU-Ver­lag erschie­nen.
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