„Sinnvolle Ziele erreichen wir ganz einfach“
Wenn die persönliche Richtung stimmt, lassen sich gewünschte Ergebnisse einfach erreichen – davon ist Unternehmer, Autor, Redner und Coach Stefan Frädrich überzeugt.
Wer Ziele hingegen zu verbissen verfolgt, übersieht leicht eine Lösung, was das Projekt zum Scheitern verurteilt, weiß Unternehmer, Autor, Redner und Coach Stefan Frädrich.
„Kärntner Wirtschaft“: Von vielen Coaches hört man: Wer erfolgreich sein will, muss ein Ziel vor Augen haben. Sie sagen, Ziele sind Quatsch. Wie darf man das verstehen?
Stefan Frädrich: Ziele sind dann sinnvoll, wenn sie richtig sind, also sich mit dem eigenen Lebensweg decken. Sie sind aber nicht sinnvoll, wenn sie uns von unserem Weg abhalten und wir uns verbiegen müssen, um sie zu erreichen. Wichtig ist unsere innere Ausrichtung, dass wir wissen, wer wir sind.
Welche Fehler werden denn häufig beim Definieren von Zielen gemacht?
Viele gehen zu verbissen an die Sache heran, haben zu enge Zeitpläne oder sind zu fokussiert auf ein Ziel und übersehen dadurch vielleicht eine Lösung. Andere sind nicht dazu bereit, schnell und hart zu scheitern, denn auch das kann dazugehören.
Welche Folgen haben diese Fehler?
Kurz gesagt: Dass die geplanten Projekte einfach nicht funktionieren wie erwartet. Wer ständig hart für eine Sache kämpft, verliert irgendwann die Freude daran und übersieht dabei, dass Dinge auch leicht sein können. Stattdessen machen sie dann Lebensentwicklungs-Kurse und Entspannungstrainings, dabei ist alles da.
Wer regelmäßig reflektiert, lernt zu spüren, wenn er auf den Holzweg gerät.
Stefan Frädrich
Arzt, Betriebswirt, CoachLassen sich also Ziele in gute und schlechte Ziele unterscheiden?
Ich würde sagen in passende und unpassende. Ein Baum braucht Wasser und Sonne, um zu wachsen, aber kein Ziel. Das ist bei vielen anderen Dingen ähnlich. Ständig fragen wir uns: Wo wollen wir hin? Das hält uns aber davon ab, anzunehmen, was ist.
Was ist dafür die Lösung?
Wir müssen in die Vogelperspektive wechseln, unsere Lebensbereiche betrachten und uns fragen: Was gibt uns Energie und was raubt uns Energie? Denn wenn wir langfristig ständig für das unpassende Ziel kämpfen, gewöhnen wir uns irgendwann daran. Das wird dann gefährlich und kann direkt ins Burnout oder in die Depression führen.
Woran kann man erkennen, ob ein Ziel stimmig ist und einfach erreicht werden kann?
Hier kann man sich am Ziele-Kompass orientieren, der drei Nadeln hat. Die erste Kompassnadel ist das Ziel selbst, die zweite der Weg, der viel wichtiger ist als das Ziel, und die dritte Nadel ist der Sinn, also was wir tun sollen. Weisen alle drei Nadeln in die gleiche Richtung, ist das Ziel stimmig. Wichtig ist aber, innen zu beginnen, also mit dem Sinn, und sich über den Weg zum Ziel vorzuarbeiten und nicht umgekehrt. Denn wenn ich weiß, wer ich bin und warum ich das tue, ist klar, welche Handlungen folgen. Bei vielen Selbstständigen kann man das beobachten: Sie schmeißen sich rein, weil es das ist, was sie tun möchten und kümmern sich erst später um formale Dinge – damit fangen sie keinesfalls an.
Wenn man merkt, dass ein Ziel, das man schon lange verfolgt, gar nicht der inneren Ausrichtung entspricht – was tut man da?
Man lässt dieses Ziel so schnell wie möglich los. Denn dann weisen die Ziel- und die Weg-Kompassnadel in eine andere Richtung als die Sinnnadel und man bleibt unter seinen Möglichkeiten. Deshalb sollte ich ständig überprüfen und dauernd reflektieren, ob meine persönliche Richtung noch mit dem übereinstimmt, was ich tue. Wer das regelmäßig macht, lernt zu spüren, wenn er auf den Holzweg gerät.
Wie kann man erkennen, was man wirklich gerne tut?
Da gebe ich Ihnen eine Denksportaufgabe mit: Stellen Sie sich vor, Sie hätten lauter Klone von sich, die alles gleich gut könnten wie sie selbst. Welche täglichen Pflichten würden Sie delegieren? Das, was Sie nicht delegieren, ist das, was für Sie den meisten Sinn ergibt und Ihnen Freude macht.
- Stefan Frädrich ist Motivator, Autor und Unternehmer.
- Seit 2003 ist der Arzt und Betriebswirt als Trainer, Redner und Berater tätig. Er gründete die Inspirations- und Weiterbildungsplattform Greator (früher Gedankentanken), die sich auf Persönlichkeitsentwicklung, Leadership, gesunde Lebensführung und Erfolg spezialisiert hat.
- Insgesamt hat Frädrich 24 Bücher geschrieben, sein jüngstes trägt den Titel „Warum Ziele Quatsch sind“ und ist im GU-Verlag erschienen.