Werkelt gerne an dunklen Gestalten: Freddy Prisslan.
Werkelt gerne an dunklen Gestalten: Freddy Prisslan. © Johannes Moser
Freddy Prisslan

Schau­ri­ges Brauch­tum als Geschäfts­mo­dell

Freddy Prisslan aus Feldkirchen hat sich ganz dem traditionsreichen Handwerk der Krampus- und Perchtenausstattung verschrieben.

02.12.2024 13:06 von Johannes Moser
Lesezeit 5 Minuten

Betritt man die von außen unschein­ba­re Werk­statt von Fred­dy Priss­lan ohne Vor­be­rei­tung auf sein Hand­werk, bekommt man augen­blick­lich Gän­se­haut. Der kal­te Schau­er, der dem Besu­cher über den Rücken läuft, fußt aber nicht auf der noch nicht ganz ange­lau­fe­nen Hei­zung, son­dern auf Viel­falt an dunk­len Gestal­ten, die an den Wän­den hän­gen. Er prä­sen­tiert dort sowohl Kram­pus­se als auch Perch­ten. „Hier ist strikt zu unter­schei­den. Wäh­rend der Kram­pus nur den bösen Gegen­part des hei­li­gen Niko­laus dar­stellt, trei­ben Perch­ten in den Rau­näch­ten die kal­te Jah­res­zeit aus“, erzählt der gelern­te Stein­metz, der sich Anfang 2024 selbst­stän­dig gemacht hat.

Arbeit ver­eint Tra­di­ti­on und Moder­ne

Sein krea­ti­ves Talent zeig­te sich aller­dings schon viel frü­her. „Bereits in mei­ner Kind­heit habe ich Hexen, Kram­pus­se und ande­re Sagen­ge­stal­ten gezeich­net.“ Aus die­ser Zeit stammt auch sei­ne Fas­zi­na­ti­on für die alpen­län­di­schen Schau­er­ge­stal­ten: „Mein Vater hat mir damals die ers­te Mas­ke geschnitzt, und aus­ge­stat­tet mit einer Glo­cke bin ich damit ums Haus gelau­fen“, erin­nert sich Priss­lan. Spä­ter schnitz­te er selbst Mas­ken. Und wur­de Mit­glied des Kram­pus­ver­eins „Demo­ri­el Pass“ in Feld­kir­chen. Seit 2007 ist er regel­mä­ßig bei Krampus­umzügen dabei. Sei­ne Arbei­ten, die tra­di­tio­nel­le und moder­ne Ele­men­te ver­bin­den, ent­ste­hen in einer unge­wöhn­li­chen Werk­statt, die er sich mit sei­nem Freund und Part­ner Mar­co Jurak teilt – qua­si ein „Hor­ror-Co-Working-Space“ im Feld­kirch­ner Gewer­be­ge­biet.

Rund 30 Arbeits­stun­den für eine Mas­ke

Neben dem Schnit­zen von Holz­mas­ken sind hoch­wer­ti­ge Kunst­stoff­abgüs­se von Hör­nern als Ersatz­tei­le ein Kern­ge­schäft von Fred­dy Priss­lan. „Die Kunst­hör­ner sind nicht nur leich­ter, son­dern auch güns­ti­ger als ech­te Tier­hör­ner. Sie sind bei Kram­pus­grup­pen sehr gefragt.“ Neben den Hör­nern stellt er auf Anfra­ge auch Zom­bie­köp­fe und ande­re Stü­cke für Lieb­ha­ber des Hor­ror-Gen­res her. Eine hand­ge­schnitz­te Mas­ke aus Holz benö­tigt etwa 30 Arbeits­stun­den – ein Pro­zess, der Prä­zi­si­on und Krea­ti­vi­tät erfor­dert.

© Johan­nes Moser (3)

Die Kram­pus-Sai­son dau­ert nur zwei Mona­te im Jahr. In die­ser Zeit holen die Grup­pen ihre Aus­rüs­tung für die Umzü­ge ab, und die Nach­fra­ge ist groß. „Vie­le Kram­pus­grup­pen wech­seln ihre Mas­ken alle ein bis zwei Jah­re, um ihre Tra­di­ti­on frisch zu hal­ten“, erklärt Priss­lan. Beson­de­ren Wert legt er auf die Rück­be­sin­nung auf tra­di­tio­nel­le Moti­ve. „Als Inspi­ra­ti­on die­nen mir bei­spiels­wei­se auch sakra­le Figu­ren und Gestal­ten.“

Die größ­te Her­aus­for­de­rung bei der Schnitz­ar­beit ist stets die Wah­rung der mensch­li­chen Pro­por­tio­nen, die neben dem gleich­blei­ben­den Augen­ab­stand stets in den Kram­pus­ge­sich­tern gege­ben sein soll­te.

Ech­tes Nischen­pro­dukt

Die Kun­den­ak­qui­se funk­tio­niert in Prisslans „abso­lu­tem Nischen­ge­schäft“ oft über Emp­feh­lun­gen. Dar­über hin­aus fährt der krea­ti­ve Hand­wer­ker aber auch auf Fach­mes­sen in ganz Öster­reich. „Man muss sich in der Com­mu­ni­ty einen Namen machen.“

Eine wei­te­re Lei­den­schaft des viel­sei­ti­gen Unter­neh­mers ist die Fische­rei. „Daher arbei­te ich auch ein­mal pro Woche im Fisch­zucht­be­trieb von Mar­kus Payr in Sir­nitz.“ Die Phi­lo­so­phie sei­ner Kunst? „Ich möch­te das The­ma Kram­pus und Perch­ten modern inter­pre­tie­ren und gleich­zei­tig die alt­her­ge­brach­te Tra­di­ti­on wah­ren, ohne dabei in Kitsch und Kom­merz abzu­drif­ten.“

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