Schauriges Brauchtum als Geschäftsmodell
Freddy Prisslan aus Feldkirchen hat sich ganz dem traditionsreichen Handwerk der Krampus- und Perchtenausstattung verschrieben.
Betritt man die von außen unscheinbare Werkstatt von Freddy Prisslan ohne Vorbereitung auf sein Handwerk, bekommt man augenblicklich Gänsehaut. Der kalte Schauer, der dem Besucher über den Rücken läuft, fußt aber nicht auf der noch nicht ganz angelaufenen Heizung, sondern auf Vielfalt an dunklen Gestalten, die an den Wänden hängen. Er präsentiert dort sowohl Krampusse als auch Perchten. „Hier ist strikt zu unterscheiden. Während der Krampus nur den bösen Gegenpart des heiligen Nikolaus darstellt, treiben Perchten in den Raunächten die kalte Jahreszeit aus“, erzählt der gelernte Steinmetz, der sich Anfang 2024 selbstständig gemacht hat.
Arbeit vereint Tradition und Moderne
Sein kreatives Talent zeigte sich allerdings schon viel früher. „Bereits in meiner Kindheit habe ich Hexen, Krampusse und andere Sagengestalten gezeichnet.“ Aus dieser Zeit stammt auch seine Faszination für die alpenländischen Schauergestalten: „Mein Vater hat mir damals die erste Maske geschnitzt, und ausgestattet mit einer Glocke bin ich damit ums Haus gelaufen“, erinnert sich Prisslan. Später schnitzte er selbst Masken. Und wurde Mitglied des Krampusvereins „Demoriel Pass“ in Feldkirchen. Seit 2007 ist er regelmäßig bei Krampusumzügen dabei. Seine Arbeiten, die traditionelle und moderne Elemente verbinden, entstehen in einer ungewöhnlichen Werkstatt, die er sich mit seinem Freund und Partner Marco Jurak teilt – quasi ein „Horror-Co-Working-Space“ im Feldkirchner Gewerbegebiet.
Rund 30 Arbeitsstunden für eine Maske
Neben dem Schnitzen von Holzmasken sind hochwertige Kunststoffabgüsse von Hörnern als Ersatzteile ein Kerngeschäft von Freddy Prisslan. „Die Kunsthörner sind nicht nur leichter, sondern auch günstiger als echte Tierhörner. Sie sind bei Krampusgruppen sehr gefragt.“ Neben den Hörnern stellt er auf Anfrage auch Zombieköpfe und andere Stücke für Liebhaber des Horror-Genres her. Eine handgeschnitzte Maske aus Holz benötigt etwa 30 Arbeitsstunden – ein Prozess, der Präzision und Kreativität erfordert.
Die Krampus-Saison dauert nur zwei Monate im Jahr. In dieser Zeit holen die Gruppen ihre Ausrüstung für die Umzüge ab, und die Nachfrage ist groß. „Viele Krampusgruppen wechseln ihre Masken alle ein bis zwei Jahre, um ihre Tradition frisch zu halten“, erklärt Prisslan. Besonderen Wert legt er auf die Rückbesinnung auf traditionelle Motive. „Als Inspiration dienen mir beispielsweise auch sakrale Figuren und Gestalten.“
Die größte Herausforderung bei der Schnitzarbeit ist stets die Wahrung der menschlichen Proportionen, die neben dem gleichbleibenden Augenabstand stets in den Krampusgesichtern gegeben sein sollte.
Echtes Nischenprodukt
Die Kundenakquise funktioniert in Prisslans „absolutem Nischengeschäft“ oft über Empfehlungen. Darüber hinaus fährt der kreative Handwerker aber auch auf Fachmessen in ganz Österreich. „Man muss sich in der Community einen Namen machen.“
Eine weitere Leidenschaft des vielseitigen Unternehmers ist die Fischerei. „Daher arbeite ich auch einmal pro Woche im Fischzuchtbetrieb von Markus Payr in Sirnitz.“ Die Philosophie seiner Kunst? „Ich möchte das Thema Krampus und Perchten modern interpretieren und gleichzeitig die althergebrachte Tradition wahren, ohne dabei in Kitsch und Kommerz abzudriften.“