
Regional, nachhaltig und mobil
Florian Jury setzt auf Tradition, Regionalität und Qualität. Das Besondere: Mit seinem Elektrobus beliefert er die Oberkärntner Haushalte.
Der Duft von frisch gebackenem Brot liegt in der Luft, die Vitrinen sind gefüllt mit Kipferln, Krapfen, Pizzastangerln und Laugenbrezen. Die Bäckerei Jury ist seit 1870 fixer Bestandteil am Gmündner Hauptplatz und wird heute in vierter Generation geführt. Der Geschäftsführer und Bäckermeister Florian Jury ist jedoch nicht wie üblich in der Backstube anzutreffen, sondern auf den Straßen Oberkärntens. Mit Semmeln, Weckerln, Brot und weiteren Produkten im Gepäck tourt er durch das Lieser- sowie Maltatal und bringt die Backwaren direkt zu den Kunden. Der Verkauf erfolge dabei oft ganz unkompliziert: „An den Haustüren hängen teilweise Sackerln mit Geld und einer Bestellliste“, erzählt der 38-Jährige.
Eine Frage des Service
Dieses Konzept sei für Jury vor allem eine Frage des Service: „Gerade in ländlichen Regionen oder für ältere Menschen ist es nicht immer einfach, wegen einer Semmel ins Auto zu steigen und loszufahren. Daher bieten wir diesen Service an, der auch gut angenommen wird“, so Jury. Das zeige sich auch wirtschaftlich: Rund 40 Prozent des Umsatzes erwirtschafte das Familienunternehmen mit dem mobilen Verkauf.
Im Jahr legen er und eine Mitarbeiterin rund 30.000 Kilometer zurück – und das teilweise elektrisch. „Durch meinen Elektrobus haben sich die Betriebskosten halbiert.“ In Zukunft sei deshalb auch geplant, den zweiten Bus auf Elektro umzustellen.
Nachhaltig ist die Bäckerei Jury aber nicht nur auf den Straßen unterwegs, sondern auch in der Produktion. Seit März betreibt der Familienbetrieb seine Backöfen mit Pelletsheizungen. Zudem sorgt die 2021 angeschaffte PV-Anlage für eine erneuerbare Energiequelle. „Wir haben in den vergangen Jahren einige Schritte in Richtung Nachhaltigkeit gesetzt und die Bäckerei auf einen modernen Stand gebracht“, so der Familienvater. Insgesamt wurden rund 450.000 Euro investiert.
Effizientere Produktion
Von den Investitionen profitiere jedoch nicht nur die Umwelt, sondern auch die elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Denn durch die neuen Anlagen konnte der Zeitdruck reduziert und die Produktion effizienter gestaltet werden. Schließlich beginne der Arbeitstag in der Backstube bereits um 2.30 Uhr. Drei Bäcker und ein Lehrling bereiten dort täglich rund 100 verschiedene Produkte zu, um pünktlich um 6 Uhr das Geschäft und die Verkaufsautos zu bestücken. Danach, so Jury, werde die Ware für den nächsten Tag produziert.
Wie es in Zukunft mit der Bäckerei weitergeht? Sie könnte in fünfter Generation weitergeführt werden. Jurys dreijähriger Sohn Georg habe jedenfalls schon eine klare Vorstellung. Auf die Frage, was er einmal werden möchte, antwortet er: „Bäck’ oder Bauer.“
- Die Bäckerei Jury wurde 1870 von Florian Jurys Urgroßvater in Gmünd gegründet.
- Seine Eltern übernahmen den Familienbetrieb im Jahr 1982.
- Florian Jury besuchte in Wels die HTL für Lebensmitteltechnologie und Getreidewirtschaft und sammelte anschließend Erfahrungen in der Entwicklung und Qualitätssicherung bei Lebensmittel-Unternehmen.
- Der Bäckermeister stieg 2017 in das Unternehmen ein und führt es seit 2023 in vierter Generation.
- In den vergangenen Jahren investierte der Traditionsbetrieb rund 450.000 Euro.
- Die Bäckerei Jury beschäftigt elf Mitarbeitende und bildet Lehrlinge aus.