Potenzial
erkennen und nutzen
Koralmbahn: Noch ein Jahr bis zur Eröffnung. Bis dahin müssen noch einige Weichen gestellt werden.
Am 14. Dezember 2025 ist es soweit und die Koralmbahn wird offiziell ihren Betrieb aufnehmen. 45 Minuten dauert die Fahrt von Klagenfurt nach Graz. Mit der „Area Süd“ entsteht die zweitgrößte Wirtschaftsregion in Österreich – sie soll für eine bessere Sichtbarkeit als Wirtschaftsstandort und Logistikdrehscheibe sorgen. Eine Jahrhundertchance, für die Kärnten und im Speziellen Klagenfurt noch nicht ausreichend gerüstet sei.
Eric Kirschner vom Joanneum Research ist Autor der Standortstudie zur Koralmbahn und zeigt Stolpersteine auf der Kärntner Seite des Tunnels auf: „Vor allem in Klagenfurt gibt es Aufholbedarf. Der Bahnhofplatz und die Bahnhofstraße sind der erste Kontakt der Bahngäste. Hier sollte man sich beim Ankommen und Abfahren wohlfühlen und da gibt es noch Verbesserungspotenzial.“ Weiters fehle es an „Park und Ride“-Flächen in Klagenfurt und Villach, leistbaren Wohnungen im Studentenviertel sowie generell an leistbarem Wohnraum.
Es gibt noch Verbesserungspotenzial.
Eric Kirschner
Joanneum ResearchDamit alle von der Bahn profitieren, sollte auch die regionale Erreichbarkeit gewährleistet sein. Nicht nur die letzte Meile sei auszubauen, sondern der gesamte öffentliche Verkehr mit Rad- und Fußwegen zu überdenken. Die Sicherung von Flächen, das Fördern von Betriebsansiedelungen und das Schaffen von Arbeitsplätzen hätte schon vor Jahren forciert werden müssen. „In der Steiermark sind sie auf diesem Gebiet viel weiter und generieren bereits heuer die erste Kommunalsteuer“, so Kirschner.
Klare Prioritäten bei Investitionen
„Der Wirtschaftsstandort kann aber nur profitieren, wenn man klare Prioritäten setzt und gezielt investiert.“ Das fordert WK-Bezirksstellenobmann Franz Ahm. Ihm fehlt eine konkrete Wirtschaftsentwicklungsstrategie für Klagenfurt: „Die Basis einer funktionierenden Wirtschaft sind positive Perspektiven, politische Stabilität, eine schlanke Verwaltung und entschlossene Schritte.“ Allen voran in der Raumplanung, Mobilität und Infrastruktur seien jetzt dringend Maßnahmen gefragt.
Die „Area Süd“ habe großes Potenzial, so WK-Präsident Jürgen Mandl. Grundsätzlich sei die gesamte Region international zu denken – als hochentwickelte Industrieregion mit vielfältigen touristischen Möglichkeiten. Die „Area Süd“ könne mit qualifizierten Arbeitsplätzen, hoher Lebensqualität und Sicherheit punkten. Das könne auf lange Sicht auch zu einer steigenden Bevölkerungsentwicklung beitragen.
Koralmbahn Teil der neuen Südstrecke
Auch der Güterverkehr werde in den nächsten Jahren stark wachsen und die Dekarbonisierung nur über den Bahnverkehr zu schaffen sein. Als Teil der neuen Südstrecke stärkt die Koralmbahn den Baltisch-Adriatischen Korridor in Europa und reicht von Danzing (Polen) bis nach Bologna (Italien). Eine neue Verkehrs-Hauptschlagader entsteht und begünstigt alle Unternehmen, die auf Bahninfrastruktur angewiesen sind.
- Eine neue urbane Agglomeration Graz-Klagenfurt entsteht mit 1,8 Millionen Menschen, 150.000 Unternehmen und 770.000 Beschäftigten.
- Die Peripherie rückt mit den industriell-gewerblichen Bezirken Deutschlandsberg und Wolfsberg ins Zentrum.
- Der Arbeitsmarkt wird dynamisiert.
- Der demografische Trend des Bevölkerungsrückgangs wird gebrochen.
- Betriebe erhalten Zugang zu größeren und diversifizierten Märkten. Neue Märkte bedeuten Chancen durch neue Kundensegmente, neue Absatzfelder, die Innovationen antreiben und weiteres Wachstum ermöglichen.
- Attraktive Arbeitsbedingungen treffen hier auf ein einzigartig lebenswertes Umfeld im Herzen Europas.
- Aber: Infrastrukturmaßnahmen sind kein Selbstläufer – ohne die richtigen regionalpolitischen Weichenstellungen schwächt sich der positive ökonomische und demografische Effekt sukzessive ab.