Christian Lassnig ist Wirtschaftsdelegierter in Warschau, Polen.
Christian Lassnig ist Wirtschaftsdelegierter in Warschau, Polen. © WKK/Alexander Wieselthaler
Außenwirtschaft

Polens Wirt­schaft
auf Wachs­tums­kurs

Seit dem EU-Beitritt 2004 verzeichnet Polen das höchste Wirtschaftswachstum aller EU-Länder – das BIP ist um 110 Prozent gestiegen.

28.11.2024 09:42 - Update am: 28.11.2024 11:14 von Birgit Sacherer
Lesezeit 3 Minuten

Dank opti­ma­ler Nut­zung von EU-För­de­run­gen und einer bestän­di­gen Wirt­schafts­po­li­tik ist Polen heu­te die sechst­größ­te Volks­wirt­schaft der EU und ein attrak­ti­ver Markt für Inves­to­ren. Wel­che Erfolgs­fak­to­ren und Poten­zia­le erge­ben sich dar­aus für öster­rei­chi­sche Unter­neh­men? Chris­ti­an Lass­nig, Wirt­schafts­de­le­gier­ter Außen­wirt­schafts­Cen­ter War­schau, im Inter­view.

Polens Wirt­schaft läuft allen ande­ren davon. War­um?

Chris­ti­an Lass­nig: Polen hat seit dem EU-Bei­tritt 2004 akku­mu­liert das höchs­te Wirt­schafts­wachs­tum aller EU-Län­der auf­zu­wei­sen, ins­ge­samt wuchs das BIP um 110 Pro­zent. Die Wirt­schafts­po­li­tik war in all die­sen Jah­ren, egal wel­che poli­ti­sche Kon­stel­la­ti­on an der Regie­rung war, höchst erfolg­reich. Das Land hat die höchs­ten Volu­mi­na an EU-För­de­run­gen erhal­ten, die­se För­de­run­gen aber auch sehr gut und erfolg­reich ein­ge­setzt. Mitt­ler­wei­le ist Polen die sechst­größ­te Volks­wirt­schaft in der EU, für Öster­reich der viert­wich­tigs­te Export­markt in der EU und auch als Inves­ti­ti­ons­stand­ort äußerst attrak­tiv. Das Wirt­schafts­wachs­tum wird auch in den nächs­ten vier Jah­ren jeweils mehr als drei Pro­zent betra­gen.

Wel­che Markt­zu­gän­ge und Ver­triebs­we­ge sind aus heu­ti­ger Sicht in Polen am erfolg­ver­spre­chends­ten?

In Polen gab es schon vor der Wen­de ers­te Libe­ra­li­sie­run­gen für pri­va­te Unter­neh­men. Mitt­ler­wei­le hat sich eine star­ke eigen­stän­di­ge Wirt­schafts­struk­tur gebil­det. Zahl­rei­che Import­fir­men ver­tre­ten die Inter­es­sen öster­rei­chi­scher Fir­men in Polen höchst pro­fes­sio­nell. Die Zei­ten, eige­ne Ver­triebs­nie­der­las­sun­gen grün­den zu müs­sen, weil die­se Struk­tu­ren noch nicht aus­ge­bil­det waren, sind lan­ge vor­bei. Im B2C Bereich bie­tet Polen im Online­han­del eine Beson­der­heit, denn nicht Ama­zon ist die Num­mer Eins, son­dern das pol­ni­sche Online­por­tal Alle­gro. Auf­grund der Nähe zu Öster­reich und die guten Ver­kehrs­an­bin­dun­gen ist der direk­te Ver­trieb natür­lich auch mög­lich.

Stich­wort Umwelt­po­li­tik. Polen will in den nächs­ten Jah­ren vie­le Pro­jek­te im Bereich Gre­en­Tech, Kreis­lauf­wirt­schaft und Erneu­er­ba­re Ener­gien umset­zen. Wie sehen Sie hier die Markt­chan­cen für öster­rei­chi­sche Unter­neh­men, wel­ches Know-how ist beson­ders gefragt?

Tat­säch­lich ist die­ser Bereich einer mit gro­ßem Auf­hol­be­darf in Polen. So wer­den noch mehr als 60 Pro­zent der Strom­pro­duk­ti­on mit Koh­le bestrit­ten. Unter den erneu­er­ba­ren Ener­gie­quel­len ist Wind an ers­ter Stel­le, PV und — in gerin­ge­rem Aus­maß — Bio­gas und Bio­mas­se gewin­nen eben­falls an Bedeu­tung. Was­ser­kraft spielt in der Ener­gie­spei­che­rung eine Rol­le. Polen ist einer der größ­ten Märk­te für Wär­me­pum­pen in der EU, die Haus­hal­te sprin­gen direkt von Koh­le­hei­zun­gen zu die­ser Tech­no­lo­gie und PV. Polen ist der zweit­größ­te Pro­du­zent von Bat­te­rien welt­weit. Die Chan­cen sind in die­sem Markt mit knapp 40 Mil­lio­nen immer wohl­ha­ben­der wer­den­den Ein­woh­nern in jedem Seg­ment der Nach­hal­tig­keit in gro­ßem Aus­maß vor­han­den.

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