Peter Storfer spricht im Interview über herausfordernde Zeiten und neue Impulse.
Peter Storfer spricht im Interview über herausfordernde Zeiten und neue Impulse. © WKK
Peter Storfer

„Nicht den Kopf in
den Sand ste­cken“

Spartenobmann Peter Storfer sieht sich nicht nur als Interessenvertreter, sondern auch als Motivator: „Jetzt heißt es, Ärmel hochkrempeln und anpacken!“

24.09.2024 07:01 - Update am: 11.10.2024 08:43 von Ines Tebenszky
Lesezeit 6 Minuten

Sie haben die Spar­te Gewer­be und Hand­werk in einer her­aus­for­dern­den Zeit über­nom­men.

Peter Stor­fer: Stimmt, die Zei­ten sind her­aus­for­dernd. Ich bin aber der Mei­nung, dass sie immer her­aus­for­dernd sind. Einer­seits wird vie­les als schlimm bewer­tet, weil wir nicht wis­sen, was auf uns zukommt, auf der ande­ren Sei­te haben wir aber, abge­se­hen vom Bau, noch gut gefüll­te Auf­trags­bü­cher. Ich sehe mei­ne Posi­ti­on auch als die des Moti­va­tors: Es sind die Unter­neh­me­rin­nen und Unter­neh­mer, die die Ärmel hoch­krem­peln und schau­en, dass es wei­ter­geht. Genau die­se posi­ti­ve Ein­stel­lung ist es, die uns hilft, nicht den Kopf in den Sand zu ste­cken. Und natür­lich zwickt es und zwackt es in der einen oder ande­ren Bran­che und im täg­li­chen Tun, aber dafür sind wir ja dann auch wir als Wirt­schafts­kam­mer da, um zu unter­stüt­zen. Alle Pro­ble­me kön­nen wir natür­lich nicht lösen, aber die Wirt­schafts­kam­mer kann Impul­se set­zen, dass es dann in die rich­ti­ge Rich­tung geht.

Stich­wort Bau: Wie geht es der Bau­wirt­schaft der­zeit?

Es gibt wenig öffent­li­che Auf­trä­ge, die KIM-Ver­ord­nung hat den pri­va­ten Haus­bau qua­si zum Erlie­gen gebracht, gro­ße Bau­fir­men bie­ten bei klei­ne­ren Auf­trags­vo­lu­men mit, was den klei­ne­ren Fir­men zu schaf­fen macht. In Zei­ten einer Hoch­kon­junk­tur sieht das anders auf. Ich hof­fe, dass die Poli­tik nach der Wahl Impul­se set­zen wird.

Als Impuls für den Kon­junk­tur­mo­tor wird der Hand­wer­ker­bo­nus gese­hen. Kommt die­ser Impuls bei den Betrie­ben an?

Ja, ich glau­be schon, weil der Hand­wer­ker­bo­nus nach­ge­fragt wird. Es sind öster­reich­weit schon sehr, sehr vie­le Anträ­ge ein­ge­langt. Das ist ein guter Impuls für die Gewer­be- und Hand­werks­be­trie­be, und auch ein Zei­chen gegen den Pfusch. Vie­le Hand­werks­be­trie­ben haben noch rela­tiv gut gefüll­te Auf­trags­bü­cher, aber ich glau­be, dass es wich­tig ist, genau mit sol­chen Aktio­nen ein­fach und für jeden Hand­wer­ker Impul­se zu set­zen, dass ein­fach ein­mal etwas repa­riert oder umge­baut wird und dann ein Teil der Inves­ti­ti­on zurück­kommt.

Wie sieht die aktu­el­le Situa­ti­on bei den Fach­kräf­ten aus?

Das The­ma Fach­kräf­te­man­gel wird uns wahr­schein­lich nicht so schnell ver­las­sen, auch demo­gra­fie­be­dingt. Wir haben gro­ße Pen­sio­nie­rungs­wel­len vor uns und wenig Nach­wuchs, der nach­kommt. Ich bin selbst ein sehr über­zeug­ter Lehr­lings­aus­bil­der. Ich habe immer sehr vie­le Lehr­lin­ge beschäf­tigt, ver­su­che immer so vie­le wie mög­lich in mein Unter­neh­men zu zie­hen. Es gibt neben der nor­ma­len Leh­re die Leh­re mit Matu­ra oder nach der Matu­ra, ich bin auch schon über die Erwach­se­nen­leh­re gestol­pert – wir haben selbst einen 20-Jäh­ri­gen, der die Leh­re gestar­tet hat. Ich glau­be, dass man da noch viel wei­ter­den­ken muss, sich wei­te­re Kon­zep­te über­legt, mit denen man Mit­ar­bei­tern, die schon im Unter­neh­men sind, viel­leicht noch eine Per­spek­ti­ve geben, den nächs­ten beruf­li­chen Schritt zu gehen, etwa unter dem Schlag­wort vom Hilfs­ar­bei­ter zum Fach­ar­bei­ter. Was ich auch unter­stüt­ze, ist, das Wei­ter­be­schäf­ti­gen in der Pen­si­on attrak­ti­ver und lukra­ti­ver zu gestal­ten.

Peter Storfer spricht im Interview über herausfordernde Zeiten und neue Impulse. © WKK

Es wird uns an allen Ecken und Enden natür­lich nicht leicht gemacht, Unter­neh­mer zu sein.Zitat Ende

Peter Stor­fer

Spar­ten­ob­mann

Die Betrie­be sind ja nicht nur durch stei­gen­de Kos­ten oder zum Teil zurück­ge­hen­de Auf­trä­ge belas­tet, son­dern auch ganz stark durch die Büro­kra­tie. Wie ste­hen Sie dem The­ma Büro­kra­tie gegen­über?

Es wird uns an allen Ecken und Enden natür­lich nicht leicht gemacht, Unter­neh­mer zu sein. Ich glau­be, es gibt kei­nen Unter­neh­mer, der nicht irgend­wo irgend­ein The­ma hat, wo er sich denkt, war­um muss ich das jetzt wie­der aus­fül­len, war­um muss man dort etwas mel­den. Vie­le Vor­schrif­ten und Geset­ze machen es den Unter­neh­men nicht wirk­lich leicht, dass sie da den Kopf oben behal­ten. Hier ist es wich­tig, auf die Poli­tik ein­zu­wir­ken und zu ver­su­chen, vie­le Büro­kra­tie-The­men weg­zu­brin­gen und auch nicht alles „über­zu­er­fül­len“.

Es heißt ja oft: Ein neu­es Gesetz ein­füh­ren, zwei alte auf­las­sen. Das ist sinn­voll, denn es ändern sich ja auch die Zei­ten. Aber das pas­siert gefühlt nicht. Es kommt immer nur dazu, dazu, dazu.

Gibt es wei­te­re Punk­te, die Unter­neh­men ent­las­ten könn­ten?

Ein The­ma, was ich voll und ganz unter­stüt­ze, ist die For­de­rung, dass man bei Voll­zeit­ar­beit zehn Über­stun­den voll­kom­men steu­er- und lohn­ne­ben­kos­ten­frei brut­to für net­to an den Mit­ar­bei­ter aus­zah­len kann. Ich den­ke, das wäre ein extre­mer Impuls und wür­de an so vie­len Ecken hel­fen. Es wür­de dem Arbeits- und Fach­kräf­te­man­gel ent­ge­gen­wir­ken und wäre eine unbü­ro­kra­ti­sche Mög­lich­keit, dass sich auch mehr Leis­tung lohnt.

Zu Ihrer Rol­le als Spar­ten­ob­mann: Sie sind Lei­ter der Groß­bä­cke­rei „Knus­per­stu­be“ und füh­ren ein Elek­tro­tech­nik­un­ter­neh­men. Wie ist Ihr Zugang zu den Bedürf­nis­sen ande­rer Bran­chen?

Ich bin zusätz­lich Gas­tro­nom und ich war bis vor einem Jahr Güter­be­för­de­rer, weil wir die­se Kon­zes­si­on für unse­re Fir­men­grup­pe gebraucht haben. Grund­sätz­lich bin ich aber aus der Tech­nik gekom­men und nach der HTL-Matu­ra in die Bäcke­rei ein­ge­stie­gen. Ich bin ein Unter­neh­mer mit Herz und See­le. Ich mache das wirk­lich extrem gern und ich glau­be, dadurch, dass wir eben so groß auf­ge­stellt sind, bringt das ein Ver­ständ­nis über ver­schie­de­ne Berei­che mit sich.

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