Miriam Höller spricht im Interview mit der Kärntner Wirtschaft.
Miriam Höller gibt ihre Erfahrungen auf der Vortragsbühne weiter. © KK/Martin Miseré
Miriam Höller

„Mut ist eine
bewuss­te Ent­schei­dung“

Das Leben spielt nicht immer fair – egal ob im Business oder im Privaten. Warum es sich trotzdem lohnt weiterzumachen, verrät die ehemalige Stuntfrau und Mutmacherin Miriam Höller.

05.04.2024 16:09 - Update am: 14.06.2024 19:07 von Anita Arneitz
Lesezeit 5 Minuten

„Kärnt­ner Wirt­schaft“: Woher neh­men Sie in Kri­sen die Kraft wei­ter­zu­ma­chen? 

Miri­am Höl­ler: Die­se Kraft war nicht immer da. Es gab genü­gend Tage, an denen ich am Leben gezwei­felt und mir selbst nicht ver­traut habe. Das sind jedoch schlech­te Vor­aus­set­zun­gen, um wei­ter­zu­ma­chen. Eine Fra­ge ließ mich jedoch nicht los: Wie wird mein Leben aus­se­hen, wenn ich kämp­fe? Die Neu­gier war grö­ßer, als all der Zwei­fel, Schmerz und die Unsi­cher­heit. Ich mach­te mich mit klei­nen Schrit­ten auf die Suche nach Ant­wor­ten und fand neu­en Mut, neue Stär­ke und auch neu­es Ver­trau­en in den Pro­zess des Lebens. Heu­te glau­be ich fest dar­an, dass wir an Kri­sen wach­sen kön­nen, wenn wir die Ent­schei­dung dazu tref­fen.

Wel­che Stra­te­gie hilft, sich aus einer schwie­ri­gen Situa­ti­on her­aus­zu­kämp­fen und nicht den Mut zu ver­lie­ren? 

In ers­ter Linie war es für mich wich­tig zu akzep­tie­ren, dass ich das Leben nicht kon­trol­lie­ren kann und es nicht immer so ver­läuft, wie ich es mir wün­sche. Auch wenn ich ein flei­ßi­ger und guter Mensch zu sein schei­ne, hat das Leben oft doch uner­klär­li­che und unfai­re Spiel­re­geln. Ich kann also nicht wis­sen, was mir zustößt, was aber in mei­ner Macht liegt, ist der Umgang damit. Sehe ich mich als Opfer und resi­gnie­re oder ist mir bewusst, dass jede Her­aus­for­de­rung für mich eine Chan­ce sein kann, zu wach­sen? Die Ent­schei­dung, wie ich Her­aus­for­de­run­gen betrach­te und mit ihnen umge­he, liegt allei­ne bei mir. 

Miriam Höller spricht im Interview mit der Kärntner Wirtschaft. © KK/Martin Mise­ré

Wir ent­schei­den immer selbst, wie wir mit Her­aus­for­de­run­gen umge­hen. Zitat Ende

Miri­am Höl­ler

Key­note-Spea­ke­rin und ehe­ma­li­ge Stunt­frau

Kann man Mut ler­nen? 

Ja, natür­lich. Ich dach­te immer, dass ich ein muti­ger Mensch bin, weil ich aus Flug­zeu­gen gesprun­gen, mit bren­nen­den Flü­geln über Lauf­ste­ge gelau­fen und mit Hai­en getaucht bin, doch das lag alles in mei­ner Kom­fort­zo­ne. Es war mein Job, mich mit den Risi­ken aus­ein­an­der­zu­set­zen. Das Leben selbst hat jedoch das Risi­ko, es nicht mehr leben zu wol­len, wenn uns Her­aus­for­de­run­gen zu groß erschei­nen. An die­sem Punkt traf ich mei­ne mutigs­te Ent­schei­dung – es trotz­dem zu tun. Erst wenn wir uns aus­pro­bie­ren und neue Din­ge ver­su­chen, bei denen wir nicht ganz sicher sind, sie erfolg­reich zu meis­tern, geben wir uns die Mög­lich­keit, zu ler­nen. Wir kom­men irgend­wann an den Punkt, an dem wir rea­li­sie­ren, dass das Wagen uns wei­ter­bringt und das Leben uns dafür lang­fris­tig belohnt. Ich bin an mei­nen Her­aus­for­de­run­gen gewach­sen, aber nur, weil ich zum Zeit­punkt des größ­ten Zwei­felns mutig war. 

Was zeich­net Mut­ma­cher aus? 

Mut­ma­cher sind sich bewusst dar­über, ein Vor­bild für ande­re zu sein. Sie tra­gen ger­ne die Ver­ant­wor­tung, Men­schen mit ihren Wor­ten und Hand­lun­gen zu inspi­rie­ren und zu ermu­ti­gen, Her­aus­for­de­run­gen als Chan­ce zu betrach­ten und für das per­sön­li­che Wachs­tum zu nut­zen.

Wie gehen Sie mit Ver­än­de­run­gen um? 

Ver­än­de­rung ist oft ein nega­tiv besetz­tes Wort. Für mich ist es das nicht mehr, denn ich habe die Schön­heit in ihr erle­ben dür­fen. Wenn wir ein­mal gelernt haben, mit Ver­än­de­run­gen rich­tig umzu­ge­hen, kön­nen die­se sogar Spaß machen. 

Wel­chen Tipp geben Sie Selbst­stän­di­gen für 2024?

Im schlimms­ten Fall ist es auch mal ok, im Bett zu blei­ben und den Tag unter Aus­zeit abzu­ha­ken. Wir kön­nen nicht immer nur leis­ten, son­dern soll­ten auf uns und unser Ener­gie­le­vel ach­ten. Wir kön­nen nur etwas bewe­gen, wenn wir sel­ber kraft­voll sind. Ich gebe mir dafür einen Tag und eine Nacht. Ges­tern war ich Opfer. Heu­te bin ich wie­der Gestal­ter. Am Mor­gen mache ich mir dann wie­der bewusst, wofür ich über­haupt auf­ste­he. Wir soll­ten also unser „Wofür“ nicht aus den Augen las­sen, denn das ist die Grund­la­ge für unse­re Moti­va­ti­on.

Miri­am Höl­ler

Miri­am Höl­ler, gebo­ren 1987 in Mül­heim an der Ruhr in Deutsch­land, mach­te eine beeindru­ckende Kar­rie­re als Stunt­frau, Model und Mode­ra­to­rin. 2016 zer­trüm­mer­te sie sich bei einem Stunt bei­de Füße und sechs Wochen spä­ter ver­un­glück­te ihr Lebens­ge­fähr­te bei einem Heli­ko­pter­ab­sturz töd­lich. Doch sie kämpf­te sich zurück ins Leben und macht heu­te als Key­note-Spea­ke­rin ande­ren Mut mit ihrer eige­nen Lebens­ge­schich­te. Der Umgang mit Ver­än­de­run­gen und das Meis­tern von Kri­sen sind dabei ihre Kern­the­men.

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