„Man darf das Leben
nicht so schwer nehmen“
Vince Ebert macht mit Humor auf Probleme aufmerksam. Das helfe dabei, die Perspektive zu wechseln.
Mit Humor macht Wirtschaftskabarettist Vince Ebert auf Probleme aufmerksam und regt damit auch dazu an, die Situation aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten.
„Kärntner Wirtschaft“: Sie sind Physiker und Wirtschaftskabarettist. Welche Rolle spielt denn der Humor in der Wirtschaft?
Vince Ebert: Humor ist ein sehr gutes Mittel, um auf lustige Art und Weise Probleme aufzuzeigen. Das verbindet auch die Wissenschaft mit dem Humor: Man betrachtet Probleme aus einem anderen Blickwinkel und hin und wieder macht es dann „Klick“. Bevor ich Kabarettist wurde, habe ich als Unternehmensberater in der Wirtschaft gearbeitet und bei Präsentationen immer wieder Scherze eingebaut und mich ein bisschen über die Unternehmen lustig gemacht. Das kam nicht so gut an. Jetzt, als „Hofnarr“, mache ich die gleichen Scherze, mit dem Unterschied, dass nun gelacht wird.
Aktuell gibt das herausfordernde wirtschaftliche Umfeld vielleicht weniger Anlass zu lachen …
Ja, die Unternehmen stehen massiv unter Druck, vor allem, wenn man sich die vielen, zum Teil absurden Auflagen und Regularien ansieht. Ich bin ganz bei den Unternehmen und kann verstehen, wenn sie durchdrehen. Hier wäre es wichtig, wenn es eine größere Diskussion oder mehr Lust am Widerspruch gäbe. Familiengeführte Unternehmen machen oft den Mund auf, aber die CEOs großer Konzerne nicken die ganzen Regularien oft ab und wälzen den Druck dann intern ab.
Humor hilft dabei, die Perspektive zu wechseln.
Vince Ebert
WirtschaftskabarettistIst es an der Zeit, Prioritäten neu zu setzen?
Wir haben eine riesige Phase des Wohlstands erlebt, es ging bis auf wenige Ausnahmen immer bergauf. Da sind wir in vielerlei Hinsicht träge geworden. Leistungsbereitschaft wurde deshalb bei uns ein großes Thema. Blickt man nach Südostasien, sieht die Leistungsbereitschaft ganz anders aus. Ich verstehe, wenn man nach Jahren voller Leistung das Leben auch genießen will, aber deshalb darf sie nicht sinken. Hier muss man sich neu orientieren und nicht nur die Politik in die Pflicht, sondern sich selbst an der Nase nehmen
In Ihrem Vortrag werden Sie über Ihren „Impfstoff“ gegen Trübsal und Hoffnungslosigkeit sprechen. Was verstehen Sie darunter?
Die derzeitige Situation kann man nicht schönreden. Man muss aber immer noch sehen, dass es uns trotzdem noch recht gut geht. Ich habe nach wirtschaftlich sehr erfolgreichen Jahren in Deutschland einige Zeit in New York gelebt und bin dort in kleinen Clubs aufgetreten. Da hatte ich den Eindruck, dass die Amerikaner mit viel mehr Optimismus und positiver Energie durchs Leben gehen. Wir brauchen etwas mehr Selbstironie und müssen über uns selbst schmunzeln können. Österreichern gelingt das glaube ich besser als Deutschen.
Sie sprechen auch davon, dass man manchmal einen Schritt zurück machen muss, um nicht den Anschluss zu verlieren …
Inhabergeführte Unternehmen machen da oft sehr viel richtig, wenn sie gezwungen sind auf Veränderungen zu reagieren. Hier hilft auch oft der Werkstoff Humor, um die Perspektive zu wechseln und nicht immer mehr vom Gleichen zu machen. Es lohnt sich, auch einmal eine andere Frage zu stellen.
Gibt es eine zentrale Botschaft, die Sie den Besucherinnen und Besuchern des „Treffpunkts Kärntner Wirtschaft“ mitgeben wollen?
Nehmt das Leben nicht so schwer, wechselt die Perspektive und bleibt optimistisch!
- Vince Ebert (56) ist ein deutscher Kabarettist und Autor.
- 1994 schloss er sein Physikstudium mit Diplom ab, arbeitete aber später als Consultant bei einer Unternehmensberatung in Frankfurt am Main.
- Bei Powerpoint-Präsentationen entdeckte er sein komödiantisches Talent.
- Ab 1998 trat er auf Kleinkunstbühnen auf, sein erstes Soloprogramm brachte er 2001 auf die Bühne.
- Bis 2021 präsentierte er die ARD-Sendung „Wissen vor acht“.