Gewerbe und Handwerk befinden sich auf dem Vormarsch.
Gewerbe und Handwerk befinden sich auf dem Vormarsch. © WKO/Christian Vorhofer
Gewerbe und Handwerk

Hand­werks­tra­di­ti­on trifft auf Zukunft

Gewerbe und Handwerk sichern den Wohlstand und verbinden Tradition mit Zukunft. Wie schafft es das Handwerk, in einer sich wandelnden Welt beständig zu bleiben?

21.02.2025 08:25 von Sarah Moser
Lesezeit 7 Minuten

Gewer­be und Hand­werk gehö­ren zum Fun­da­ment unse­rer Gesell­schaft und durch­zie­hen fast alle Lebens­be­rei­che. Vom Gebäu­de­bau über deren Aus­stat­tung bis hin zu Mode, Life­style und Dienstleis­tungen – über­all hin­ter­las­sen Hand­wer­ker ihre Spu­ren.

Doch wie auch die Sta­tis­ti­ken der Wirt­schafts­kam­mer bele­gen, ist Hand­werk weit mehr als geleb­te Tra­di­ti­on. Rund ein Sechs­tel aller Erwerbs­tä­ti­gen in Öster­reich arbei­tet im Bereich Gewer­be und Hand­werk. In Kärn­ten sind fast die Hälf­te (46,67 Pro­zent) aller Unter­neh­men in die­sem Bereich tätig. Den Grün­der­zah­len zufol­ge hält sich die­ser Trend öster­reich­weit auch 2024 stand­haft – 39,7 Pro­zent der Neu­grün­dun­gen ent­fie­len im ver­gan­ge­nen Jahr auf die Spar­te Gewer­be und Hand­werk. Rein rech­ne­risch gese­hen ent­spricht das rund 40 Neu­grün­dun­gen pro Tag. Die Über­le­bens­quo­te nach fünf Jah­ren für jene Unter­neh­men liegt bei 70 Pro­zent.

Zwi­schen Tra­di­ti­on und Fort­schritt

Im Lau­fe der Zeit haben sich vie­le Arbeits­schrit­te in den ver­schie­de­nen Hand­werks­be­ru­fen ver­än­dert. Wo frü­her Mus­kel­kraft und Hand­ar­beit genüg­ten, ergän­ze heu­te moderns­te Tech­nik vie­le Arbeits­pro­zes­se. So ver­bin­de sich etwa der Kfz-Mecha­ni­ker per Com­pu­ter mit einem Auto, um Feh­ler zu ana­ly­sie­ren. Wäh­rend der Instal­la­teur alte Heizsys­teme in nach­hal­ti­ge Solar­an­la­gen und Wär­me­pum­pen umrüs­te. Der Fort­schritt sei nicht auf­zu­hal­ten – doch er erset­ze kei­nes­wegs die jahr­hun­der­te­al­te Hand­werks­kunst. Viel­mehr erwei­te­re er ihre Mög­lich­kei­ten.

Jugend ist Zukunft

Einen ent­schei­den­den Bei­trag zum Fort­schritt leis­ten jun­ge Men­schen. 43 Pro­zent aller Lehr­lin­ge in Öster­reich begin­nen ihre beruf­li­che Lauf­bahn in einem Hand­werks­be­ruf. Wäh­rend Bur­schen beson­ders häu­fig Elek­tro­tech­nik, Metall­tech­nik oder Kraft­fahr­zeug­tech­nik wäh­len, ste­hen bei Mäd­chen Beru­fe wie Fri­seu­rin, Metall­tech­ni­ke­rin oder Kon­di­to­rin hoch im Kurs.

Wie ent­schei­dend es ist, mit der Zeit zu gehen und was das Hand­werk aus­macht, erzäh­len Kärnt­ner Unter­neh­mer.

© KK/Haimburger

„Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“

Durch die Indus­trie ist das Hand­werk als Bäcker schwie­ri­ger gewor­den, aber man muss sich Nischen suchen, mehr Ser­vice anbie­ten, auf Son­der­wün­sche ein­ge­hen, außer­ge­wöhn­li­che Pro­duk­te erzeu­gen und sich am Markt posi­tio­nie­ren. An mei­nem Beruf gefällt mir, dass ich mich krea­tiv aus­le­ben darf und neue Sachen aus­pro­bie­ren kann. Fort­schritt ist wich­tig und wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Der Beruf Bäcker wird immer gebraucht wer­den, des­halb ist es essen­zi­ell, sein Wis­sen an die Jugend wei­ter­zu­ge­ben. Jun­gen Men­schen rate ich, die Lie­be zum Beruf zu fin­den.

Franz Haim­bur­ger
© KK/Schildberger

„Wer nichts tut, bleibt ste­hen“

Das Hand­werk wird sich in den kom­men­den Jah­ren wei­ter ver­än­dern – und das ist kei­nes­wegs nega­tiv. Ich mag an mei­nem Beruf, dass man Din­ge wie­der zum Leben erwe­cken kann. Der Beruf Kfz-Tech­ni­ker ist nicht ein­fach und erfor­dert sowohl manu­el­le als auch geis­ti­ge Anstren­gung. Am Ende des Tages wird man aber mit einem Erfolgs­er­leb­nis belohnt. Vor allem in der Elek­tro­nik hat sich in den ver­gan­ge­nen Jah­ren viel ent­wi­ckelt. Man muss sich immer wei­ter­bil­den, um das Niveau hal­ten zu kön­nen. Wer nichts tut, bleibt ste­hen. Es ist uner­läss­lich, sich der Zeit anzu­pas­sen und offen gegen­über Neu­em zu sein. Man muss nicht unbe­dingt immer der Ers­te sein, aber man darf den Anschluss nicht ver­pas­sen.

Mar­kus Schild­ber­ger
© KK/Sandra Schu­sch­nig

„Wer ste­hen bleibt, kann nicht mit­hal­ten“

Ich mag an mei­nem Beruf, dass er so abwechs­lungs­reich ist. Holz ist so ein super Mate­ri­al, mit dem man wirk­lich gut arbei­ten kann. Es ist schön, wenn man mit sei­ner Arbeit Kun­den glück­lich machen kann. Wich­tig ist, dass man mit dem Fort­schritt geht und den Stan­dard wahrt. Fort­schrit­te erleich­tern unse­ren Arbeits­all­tag immens. Wenn man über­legt ein Hand­werk zu erler­nen, braucht es vor allem, Freu­de und Inter­es­se am Beruf. Man soll­te sich beleh­ren und auch hel­fen las­sen, um ler­nen zu kön­nen.

Simon Ebner
© KK/Sissi Furg­ler

„Da ist ein rie­sen Wurm im Sys­tem“

Fach­ar­bei­ter sind maß­ge­bend. Arbeit ist genug vor­han­den, die Fach­kräf­te dazu aber nicht, und hier ist auch die Poli­tik dar­an schuld. Da gibt es einen rie­sen Wurm im Sys­tem. Der Beruf als Instal­la­teur ist sehr viel­sei­tig, gera­de in Zei­ten wie die­sen. Der Fort­schritt hier ist inter­es­sant und man muss immer auf dem neu­es­ten Stand blei­ben. Gera­de in den ver­gan­ge­nen Jah­ren hat sich eini­ges in Bezug auf Hei­zun­gen getan. Eine Leh­re allein ist es nicht, man muss sich auch danach immer wei­ter­bil­den, um auf dem neu­es­ten Stand zu blei­ben. Es wäre auch schön, wenn die Meis­ter­prü­fun­gen in die­sem Bereich wie­der in Kärn­ten statt­fin­den wür­den.

Franz Tepp­an
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Die­ser Arti­kel ist in Aus­ga­be 4/25 erschie­nen.
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