Ledermann: „Gebt der Gen Z Sinn in der Arbeit und kennt ihre Werte und wir bringen Großes voran.“
Ledermann: „Gebt der Gen Z Sinn in der Arbeit und kennt ihre Werte und wir bringen Großes voran.“ © ÖHV Florian Lechner
Jakob Ledermann

„Gen Z darf man nicht über einen Kamm sche­ren“

Jakob Ledermann, Trend- und Markenexperte spricht im Interview über die Generation Z.

23.11.2024 08:31 von Claudia Blasi
Lesezeit 5 Minuten

Alle zwi­schen 1997 und 2012 Gebo­re­nen zäh­len zur Gene­ra­ti­on Z (Gen Z) – die ers­ten, die mit dem Smart­phone auf­ge­wach­sen sind. Trend­ex­per­te Jakob Leder­mann weiß, wor­auf sich die Wirt­schaft ein­stel­len muss.

„Kärnt­ner Wirt­schaft“: Fri­days for Future, Sozia­le Medi­en, Work-Life-Balan­ce: Was ist der Gene­ra­ti­on Z wich­tig?

Jakob Leder­mann: Das Wich­tigs­te ist wohl, nicht die gesam­te Gene­ra­ti­on über einen Kamm zu sche­ren. Es gibt aber Punk­te, die die gesam­te Gene­ra­ti­on eint: Authen­ti­zi­tät und Trans­pa­renz, Nach­hal­tig­keit und sozia­le Ver­ant­wor­tung sowie Indi­vi­dua­li­sie­rung und Per­so­na­li­sie­rung. Sie schät­zen ech­te Bezie­hun­gen sehr und entwi­ckeln daher ein star­kes Gemein­schafts­ge­fühl, wenn sie sich mit einer Grup­pe iden­ti­fi­zie­ren kön­nen. Das ist mit ein Grund, war­um Influen­cer so erfolg­reich sind. Die­se Loya­li­tät erwar­ten sie auch vom Arbeit­ge­ber.

Ver­än­dert die neue Gene­ra­ti­on die Art und Wei­se, wie wir über Wirt­schaft nach­den­ken soll­ten?

Ja, ganz ent­schei­dend sogar. Frü­her haben Unter­neh­men ein Pro­dukt her­ge­stellt, es auf den Markt gebracht und der Kun­de hat es gekauft. Die­ses Modell funk­tio­niert defi­ni­tiv nicht mehr. Die Gene­ra­ti­on Z ist es gewohnt, per­so­na­li­sier­te Inhal­te zu kon­su­mie­ren. Auch auf dem Arbeits­markt hat sie die kom­for­ta­ble Aus­gangs­la­ge, da es zu vie­le Jobs gibt und zu weni­ge Arbeits­kräf­te. Natür­lich suchen sie sich ihren Arbeit­ge­ber dann nach ihren Wer­ten aus. Und die Grup­pe von der wir spre­chen ist groß: Cir­ca 25 Pro­zent der Erwerbs­be­völ­ke­rung gehö­ren zur Gene­ra­ti­on Z, deren Kauf­kraft man auch nicht unter­schät­zen darf.

Auf wel­chen Ebe­nen sind Unter­neh­men von die­sem Wan­del betrof­fen?

Auf allen: Geschäfts­mo­del­le und Unter­neh­mens­leit­bil­der sind zu über­den­ken, Hier­ar­chien auf­zu­lö­sen – eine Feed­back­kul­tur ist erwünscht, aber kei­nes­falls ein nach unten tre­ten – und Arbeits­zei­ten und ‑orte fle­xi­bel zu gestal­ten.

Jakob-Ledermann-interview-kw © Foto Fischer

Vor allem Klein- und Mit­tel­stands­be­trie­be kön­nen von der Gen Z pro­fi­tie­ren.Zitat Ende

Jakob Leder­mann

Trend- und Mar­ken­ex­per­te

Wie sieht also der Arbeit­geber der Zukunft aus?

Der Arbeit­ge­ber der Zukunft muss ver­ste­hen, dass das Gehalt ein Hygie­ne­fak­tor ist – es kann Unzu­frie­den­heit ver­hin­dern, aber nicht unbe­dingt zur Zufrie­den­heit oder Moti­va­ti­on bei­tra­gen. Um wirk­li­che Bin­dung zu erzeu­gen, ist das Ziel, mög­lichst vie­le Wer­te der neu­en Gene­ra­ti­on im Unter­neh­men abzu­de­cken. Es stimmt ein­fach nicht, das alle nur Chai Lat­te schlür­fen und nichts bewe­gen wol­len. Die jun­gen Men­schen sind moti­viert, aber ihre Tätig­keit muss ihnen einen Sinn geben. Sie wol­len Teil eines Teams sein, Ver­ant­wor­tung über­neh­men, Wert­schät­zung und Respekt erfah­ren und prak­ti­zie­ren schon jetzt lebens­lan­ges Ler­nen. Hier tref­fen viel­fach ver­al­te­te Struk­tu­ren auf einen völ­lig neu­en Zugang zur Arbeits­welt.

Wie kön­nen regio­na­le Klein- und Mit­tel­stands­be­trie­be hier noch mit­hal­ten?

Gera­de für sie ist die­se Ent­wick­lung eine Chan­ce, da sie viel klei­ner sind als Groß­un­ter­neh­men und gera­de des­halb schnel­ler und fle­xi­bler auf Ver­än­de­run­gen reagie­ren kön­nen. Hin­zu kommt der Vor­teil der über­schau­ba­ren, oft fami­liä­ren Fir­men­struk­tur. Das kommt der Gene­ra­ti­on Z beson­ders ent­ge­gen, da sie in einem Betrieb kei­ne Num­mer sein, son­dern ech­te Bezie­hun­gen auf­bau­en möch­ten. Unter­neh­men müs­sen sich die Zeit neh­men und her­aus­ar­bei­ten, was den Beruf so beson­ders macht, und das auch über Kam­pa­gnen oder Events kom­mu­ni­zie­ren. In Deutsch­land war heu­er die Vul­ki-Kam­pa­gne des Rei­fen­han­dels zum Beruf Vul­ka­ni­seur extrem erfolg­reich. Gemein­sam mit einem in der Ziel­grup­pe bekann­ten Influen­cer wur­de ein Video gedreht, über You­tube, Face­book, Tik­Tok und Insta­gram aus­ge­spielt und so eine enor­me Auf­merk­sam­keit gene­riert.

Stich­wort Influen­cer: Für vie­le ein Traum­job. Wer­den wir so den Wohl­stand erhal­ten kön­nen?

Ich rate jedem, der Influen­cer wer­den möch­te, es zu ver­su­chen. Ich ken­ne vie­le und kann nur sagen, es ist alles ande­re als ein Traum, eher das Gegen­teil ist der Fall, zumin­dest ab einer gewis­sen Bekannt­heit. Am Ende der Rei­se war­tet die Rea­li­tät auf dich und somit ist das Gan­ze ein selbst­re­gu­lie­ren­der Pro­zess.

Zur Per­son
  • Jakob Leder­mann wur­de 1998 in Erfurt gebo­ren.
  • Er stu­dier­te Busi­ness Admi­nis­tra­ti­on und Manage­ment an der Lud­wig-Maxi­mi­li­ans-Uni­ver­si­tät Mün­chen und der May­nooth Uni­ver­si­ty Dub­lin.
  • Heu­te arbei­tet er als Seni­or Con­sul­tant bei der phi­lo­ne­os GmbH in Mün­chen.
  • Er ist Exper­te für Inno­va­ti­on, Arbeit­ge­ber­at­trak­ti­vi­tät und neue Gene­ra­tio­nen.
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Die­ser Arti­kel ist in Aus­ga­be 22/24 erschie­nen.
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