Ingrid Brodnig sprach beim Treffpunkt über Fake News, KI und falsche Behauptungen.
Ingrid Brodnig sprach beim Treffpunkt über Fake News, KI und falsche Behauptungen. © WKK/Welisch
Treffpunkt Kärntner Wirtschaft

Fal­sche Behaup­tun­gen erzäh­len viel über Kom­mu­ni­ka­ti­on

Über Fake-News, falsche Behauptungen und Kommunikation an sich sprach Ingrid Brodnig beim Treffpunkt Kärntner Wirtschaft.

27.01.2025 10:50 von Corina Thalhammer
Lesezeit 7 Minuten

Jour­na­lis­tin und Publi­zis­tin Ingrid Brod­nig hielt beim Treff­punkt Kärnt­ner Wirt­schaft eine Key­note zum The­ma „Wider der Ver­ro­hung“.

„Fal­sche Behaup­tun­gen erzäh­len viel über Kom­mu­ni­ka­ti­on an sich.“ War­um vie­le Per­so­nen fal­sche Behaup­tun­gen glau­ben, hän­ge oft mit kom­mu­ni­ka­ti­ven Grund­sät­zen zusam­men. „Leu­te füh­len sich wohl im Umfeld, wo Glau­bens­sät­ze stark ver­wur­zelt sind.“

Auch der „Illu­so­ry-Truth-Effekt“ sei ein belieb­tes Mit­tel, das oft zur Anwen­dung kom­me. Der Effekt beschreibt das psy­cho­lo­gi­sche Phä­no­men, bei dem Men­schen dazu nei­gen, Infor­ma­tio­nen als wahr zu akzep­tie­ren, wenn sie die­se wie­der­holt gehört oder gele­sen haben, selbst wenn sie falsch sind. „Im Zwei­fels­fall glau­ben wir, was uns ins Welt­bild passt.“ Das erklä­re, wie­so ein Fak­ten­check nur bedingt erfolg­reich sei. „Man muss hart dar­an arbei­ten, dass sich auch die rich­ti­gen Behaup­tun­gen durch­set­zen.“

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Jeder Mensch besitzt zwei Modi des Den­kens: „Sys­tem one“ (=Auto­pi­lot) und „Sys­tem two“ (=ana­ly­ti­sche Den­ken). Der Mensch habe oft Pro­ble­me, recht­zei­tig zwi­schen den Modi umzu­schal­ten. Das sei auf Social-Media-Platt­for­men oft der Fall. Hier befin­de man sich eher im Auto­pi­lo­ten.

Mus­ter erken­nen

„Leu­te, die unfair kom­mu­ni­zie­ren set­zen stets auf die sel­ben Mus­ter“, führt Brod­nig aus. Beson­ders beliebt sind fol­gen­de Stra­te­gien.

  • Self-seal­ing argu­ments: Kei­ne Wie­der­re­de ist mög­lich — beliebt in der Poli­tik.
  • Anek­do­ten­be­wei­se: Sie bestehen aus per­sön­li­chen Erfah­run­gen oder Erzäh­lun­gen, die ver­wen­det wer­den, um eine Schluss­fol­ge­rung zu zie­hen oder einen Stand­punkt zu ver­deut­li­chen.
  • Cher­ry-picking: Es gibt 100 Stu­di­en, die das glei­che besa­gen. Eine Per­son nimmt sich aber genau eine her­aus, die etwas ande­res besagt.
  • Tech­n­obab­b­le: Jemand ver­wen­det Fach­be­grif­fe, um mög­lichst wich­tig zu erschei­nen, ver­steht aber nicht den Zusam­men­hang.
  • Loa­ded ques­ti­ons: Fal­sche Behaup­tun­gen als Fra­ge ver­pa­cken
  • The­men-Hop­ping: Das schnel­le hin- und her­sprin­gen zwi­schen ver­schie­de­nen The­men.

Was tun bei einem Shit­s­torm?

Bei Pos­tings emp­fiehlt es sich, allen zu ant­wor­ten, nicht nur den nega­ti­ven Stim­men. Beant­wor­tet man nur die nega­ti­ven Kom­men­ta­re, wer­den die­se her­vor­ge­ho­ben und oft als rele­van­tes Pos­ting — also als ers­tes ange­zeigt. Die Emp­feh­lung lau­tet daher, kon­struk­ti­ve Pos­tings zu beach­ten. Die­sen posi­ti­ven Kom­men­ta­ren soll­te man auch ant­wor­ten, um die Com­mu­ni­ty zu stär­ken.

Für alle Inter­es­sier­ten soll­ten Sach­in­for­ma­tio­nen bereit­ge­stellt wer­den — vor allem bei einem Shit­s­torm gibt es immer Use­rin­nen und Unser, die für Infor­ma­tio­nen und Klar­stel­lun­gen emp­fäng­lich sind.

Außer­dem rät Ingrid Brod­nig dazu, sich nicht die Zeit steh­len zu las­sen und nur ein Mini­mum für Nega­ti­ves auf­zu­wen­den. Zudem sol­len die rich­ti­gen Infor­ma­tio­nen wie­der­holt wer­den — auch hier greift der „Illu­so­ry-Truth-Effekt“. Sprach­lich muss dabei auf die rich­ti­ge For­mu­lie­rung geach­tet wer­den. Es reicht nicht, ein ein­fa­ches „Nein“ oder „kein“ vor eine fal­sche Behaup­tung zu stel­len. Die Wahr­heit muss rich­tig aus­for­mu­liert wer­den.

Tipps

  • Quel­le: „Je impo­san­ter etwas klingt, des­to genau­er soll­te man prü­fen, ob es stimmt“, führt Brod­nig aus. Daher soll­te sich jeder stets die Fra­ge stel­len: Wer ist die Quel­le?
  • Goog­le-Bil­der­su­che: Screen­shot aus einem Video erzeu­gen und es in die Goog­le-Bil­der­su­che laden.
  • KI: KI-Pro­gram­me aus­pro­bie­ren und tes­ten. Dadurch wird das Auge geschult und das Erken­nen von KI-Bil­der und Vide­os, fällt leich­ter.
  • Truth-Sand­wich“: Rich­ti­ge Infor­ma­ti­on, dann die fal­sche Infor­ma­ti­on anspre­chen und auf­klä­ren, dann wie­der eine rich­ti­ge Infor­ma­ti­on. Das Modell sei erfolg­reich, weil Wie­der­ho­lun­gen ent­hal­ten sind. Der „Illu­so­ry-Truth-Effekt“ kommt wie­der zur Anwen­dung.
  • Bil­der: Es emp­fiehlt sich, Infor­ma­tio­nen in Bil­dern oder Gra­fi­ken zu ver­pa­cken. Vor allem kom­ple­xe, schwer greif­ba­re The­men soll­te man ver­an­schau­li­chen.
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