Falsche Behauptungen erzählen viel über Kommunikation
Über Fake-News, falsche Behauptungen und Kommunikation an sich sprach Ingrid Brodnig beim Treffpunkt Kärntner Wirtschaft.
Journalistin und Publizistin Ingrid Brodnig hielt beim Treffpunkt Kärntner Wirtschaft eine Keynote zum Thema „Wider der Verrohung“.
„Falsche Behauptungen erzählen viel über Kommunikation an sich.“ Warum viele Personen falsche Behauptungen glauben, hänge oft mit kommunikativen Grundsätzen zusammen. „Leute fühlen sich wohl im Umfeld, wo Glaubenssätze stark verwurzelt sind.“
Auch der „Illusory-Truth-Effekt“ sei ein beliebtes Mittel, das oft zur Anwendung komme. Der Effekt beschreibt das psychologische Phänomen, bei dem Menschen dazu neigen, Informationen als wahr zu akzeptieren, wenn sie diese wiederholt gehört oder gelesen haben, selbst wenn sie falsch sind. „Im Zweifelsfall glauben wir, was uns ins Weltbild passt.“ Das erkläre, wieso ein Faktencheck nur bedingt erfolgreich sei. „Man muss hart daran arbeiten, dass sich auch die richtigen Behauptungen durchsetzen.“
Jeder Mensch besitzt zwei Modi des Denkens: „System one“ (=Autopilot) und „System two“ (=analytische Denken). Der Mensch habe oft Probleme, rechtzeitig zwischen den Modi umzuschalten. Das sei auf Social-Media-Plattformen oft der Fall. Hier befinde man sich eher im Autopiloten.
Muster erkennen
„Leute, die unfair kommunizieren setzen stets auf die selben Muster“, führt Brodnig aus. Besonders beliebt sind folgende Strategien.
- Self-sealing arguments: Keine Wiederrede ist möglich — beliebt in der Politik.
- Anekdotenbeweise: Sie bestehen aus persönlichen Erfahrungen oder Erzählungen, die verwendet werden, um eine Schlussfolgerung zu ziehen oder einen Standpunkt zu verdeutlichen.
- Cherry-picking: Es gibt 100 Studien, die das gleiche besagen. Eine Person nimmt sich aber genau eine heraus, die etwas anderes besagt.
- Technobabble: Jemand verwendet Fachbegriffe, um möglichst wichtig zu erscheinen, versteht aber nicht den Zusammenhang.
- Loaded questions: Falsche Behauptungen als Frage verpacken
- Themen-Hopping: Das schnelle hin- und herspringen zwischen verschiedenen Themen.
Was tun bei einem Shitstorm?
Bei Postings empfiehlt es sich, allen zu antworten, nicht nur den negativen Stimmen. Beantwortet man nur die negativen Kommentare, werden diese hervorgehoben und oft als relevantes Posting — also als erstes angezeigt. Die Empfehlung lautet daher, konstruktive Postings zu beachten. Diesen positiven Kommentaren sollte man auch antworten, um die Community zu stärken.
Für alle Interessierten sollten Sachinformationen bereitgestellt werden — vor allem bei einem Shitstorm gibt es immer Userinnen und Unser, die für Informationen und Klarstellungen empfänglich sind.
Außerdem rät Ingrid Brodnig dazu, sich nicht die Zeit stehlen zu lassen und nur ein Minimum für Negatives aufzuwenden. Zudem sollen die richtigen Informationen wiederholt werden — auch hier greift der „Illusory-Truth-Effekt“. Sprachlich muss dabei auf die richtige Formulierung geachtet werden. Es reicht nicht, ein einfaches „Nein“ oder „kein“ vor eine falsche Behauptung zu stellen. Die Wahrheit muss richtig ausformuliert werden.
Tipps
- Quelle: „Je imposanter etwas klingt, desto genauer sollte man prüfen, ob es stimmt“, führt Brodnig aus. Daher sollte sich jeder stets die Frage stellen: Wer ist die Quelle?
- Google-Bildersuche: Screenshot aus einem Video erzeugen und es in die Google-Bildersuche laden.
- KI: KI-Programme ausprobieren und testen. Dadurch wird das Auge geschult und das Erkennen von KI-Bilder und Videos, fällt leichter.
- „Truth-Sandwich“: Richtige Information, dann die falsche Information ansprechen und aufklären, dann wieder eine richtige Information. Das Modell sei erfolgreich, weil Wiederholungen enthalten sind. Der „Illusory-Truth-Effekt“ kommt wieder zur Anwendung.
- Bilder: Es empfiehlt sich, Informationen in Bildern oder Grafiken zu verpacken. Vor allem komplexe, schwer greifbare Themen sollte man veranschaulichen.