Wenn der Ball über das Spielfeld läuft, freut das auch die heimische Wirtschaft.
Wenn der Ball über das Spielfeld läuft, freut das auch die heimische Wirtschaft. © Adobe Stock/Johnstocker
EM 2024

Das run­de Leder als
Wirt­schafts­mo­tor

Ab 14. Juni regiert wieder König Fußball: Bei unseren deutschen Nachbarn findet die Europameisterschaft statt. Kärntner Unternehmern erzählen, welchen Einfluss das Event auf ihr Business hat.

05.06.2024 09:22 - Update am: 11.06.2024 09:40 von Johannes Moser
Lesezeit 5 Minuten

Es ist wie­der Ball­sai­son: Das nach der Fuß­ball-Welt­meis­ter­schaft und den Olym­pi­schen Som­mer­spie­len dritt­größ­te Sport­event welt­weit, die Fuß­ball-Euro­pa­meis­ter­schaft, fin­det heu­er bei unse­ren deut­schen Nach­barn statt. Laut einer aktu­el­len mar­ke­tagent-Umfra­ge inter­es­sie­ren sich 59 Pro­zent im DACH-Raum für die Ver­an­stal­tung, ein Vier­tel will sogar so vie­le Spie­le wie mög­lich ver­fol­gen.

Dem­entspre­chend hofft Öster­reichs größ­ter Han­dels­part­ner, dass mit der EM auch in wirt­schaft­li­cher Hin­sicht eine Eupho­rie­wel­le durch das Land schwap­pen wird. „Natür­lich kann eine Nati­on, die ein Gro­ße­vent die­ser Art aus­rich­tet, in vie­len Berei­chen auch wirt­schaft­lich davon pro­fi­tie­ren“, sagt Miri­am Groß vom Sport­sE­co­n­Aus­tria Insti­tut für Sportöko­no­mie in Wien. Beson­ders Sek­to­ren wie der Tou­ris­mus, der Sport­ar­ti­kel­han­del aber auch die Gas­tro­no­mie und deren Zulie­fe­rer erhof­fen sich aber auch in Öster­reich Zuwäch­se wäh­rend des euro­päi­schen Fuß­ball-Hoch­amts. „In Öster­reich kann man durch­aus punk­tu­ell von der EURO pro­fi­tie­ren, indem man ein­zel­ne Events ver­an­stal­tet oder fuß­ball­spe­zi­fi­sche Aktio­nen star­tet.“

Gro­ße Hoff­nung bei der Gas­tro­no­mie

Kol­lek­ti­ves Fuß­ball­schau­en liegt also wie­der im Trend. So wer­den die Par­tien laut einer aktu­el­len Umfra­ge der Wirt­schafts­kam­mer Wien bei mehr als einem Drit­tel der Gas­tro­no­men in der Bun­des­haupt­stadt die Spie­le zu sehen sein. Auch in Kärn­ten berei­ten sich Wirts­häu­ser auf den Kick vor. Vie­le Gas­tro­no­men inves­tie­ren in LED-Walls, um dem Kick die pas­sen­de Büh­ne zu berei­ten. Die Aus­las­tung der Loka­le hängt aber auch von der Per­for­mance des öster­rei­chi­schen Teams ab. Je wei­ter die­ses im Tur­nier­ver­lauf kommt, des­to mehr Men­schen wol­len auch an den Spie­len teil­ha­ben. Dem­zu­fol­ge steigt mit dem sport­li­chen Erfolg auch die Kon­sum­lust. Miri­am Groß: „Die Team­ki­cker spie­len somit in gewis­ser Wei­se auch für die Kon­sum­lau­ne im Land.“

Miriam Groß - SportsEconAustria Institut für Sportökonomie © KK

Beim erfolg­rei­chen Abschnei­den des eige­nen Teams gehen die Men­schen nicht nur eher in Loka­le oder zu Public Vie­wings, son­dern kau­fen auch Mer­chan­di­sing-Arti­kel.Zitat Ende

Miri­am Groß

Sport­sE­co­n­Aus­tria Insti­tut für Sportöko­no­mie

Euro­pa­meis­ter­schaft: Wohn­zim­mer als Are­na

Als wei­te­re Pro­fi­teu­re gel­ten gemein­hin Anbie­ter von Heim­ki­no­sys­te­men, die Sta­di­onat­mo­sphä­re ins Wohn­zim­mer holen. Hier stellt sich aber die Fra­ge, ob die Inves­ti­tio­nen nicht vor­ge­zo­gen sind: „Even­tu­ell gab es bereits Plä­ne, ein neu­es TV-Gerät anzu­schaf­fen und die EM ist nur der unmit­tel­ba­re Aus­lö­ser, den Kauf jetzt zu täti­gen.“ Die Nach­fra­ge im hei­mi­schen Han­del nach Fern­se­hern und Kühl­ge­rä­ten fällt der­zeit jeden­falls über­durch­schnitt­lich groß. „Die Kon­zer­ne schnü­ren für die EURO auch attrak­ti­ve Ange­bo­te“, berich­tet Georg Hus, Elek­tro­händ­ler in Völ­ker­markt.

Buchungs­la­ge zur EM ist gut

Vie­le Bild­schir­me wer­den im Juni und Juli wohl auch bei den hei­mi­schen Beher­ber­gern flim­mern. Hier war jedoch die Sor­ge groß, dass die fuß­ball­ver­rück­ten Deut­schen und Nie­der­län­der das Event lie­ber im eige­nen Land aus­kos­ten. „Bei uns prä­sen­tiert sich die Buchungs­la­ge jedoch gut. Wir sind im Zeit­raum der EM nahe­zu aus­ge­bucht“, sagt Wal­traud Gas­ser-Brun­ner vom Cam­ping­platz Brun­ner in Döbriach am Mill­stät­ter See. Spe­zi­el­le Aktio­nen sind jedoch nicht geplant: „Unse­re Gäs­te sind selbst bes­tens aus­ge­stat­tet, um das Fuß­ball­spek­ta­kel zu ver­fol­gen.“

Ver­mehrt Anfra­gen aus ande­ren Län­dern

Auch im Hotel Sand­wirth in Kla­gen­furt hal­ten sich die Sor­gen­fal­ten ob der even­tu­ell aus­blei­ben­den Gäs­te aus den wich­ti­gen Märk­ten in Gren­zen. Hotel­di­rek­to­rin Johan­na Gla­ser: „Dafür haben wir ver­mehrt Anfra­gen aus ande­ren Län­dern.“ Wirt­schafts­for­sche­rin Miri­am Groß betont, dass deut­sche Gäs­te, denen der Fuß­ball nicht am Her­zen liegt, auch bewusst wäh­rend der EM ver­rei­sen könn­ten: „Wäh­rend der Welt­meis­ter­schaft 2006, die ja auch in Deutsch­land statt­fand, konn­te sich sogar ein Plus an deut­schen Gäs­ten beob­ach­ten las­sen. Wir haben es hier also ver­mut­lich mit einem Crow­ding-out-phä­no­men zu tun gehabt.“

Grund­stim­mung posi­tiv

In Sum­me ist die Grund­stim­mung betref­fend die Euro­pa­meis­ter­schaft also posi­tiv. Bleibt nur zu hof­fen, dass sich die Zuver­sicht der Kärnt­ner Unter­neh­men auch auf die Leis­tun­gen der Mann­schaft von Ralf Rang­nick über­trägt und Öster­reich bis weit in den Juli auf einer Eupho­rie­wel­le rei­ten kann.

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