Das runde Leder als
Wirtschaftsmotor
Ab 14. Juni regiert wieder König Fußball: Bei unseren deutschen Nachbarn findet die Europameisterschaft statt. Kärntner Unternehmern erzählen, welchen Einfluss das Event auf ihr Business hat.
Es ist wieder Ballsaison: Das nach der Fußball-Weltmeisterschaft und den Olympischen Sommerspielen drittgrößte Sportevent weltweit, die Fußball-Europameisterschaft, findet heuer bei unseren deutschen Nachbarn statt. Laut einer aktuellen marketagent-Umfrage interessieren sich 59 Prozent im DACH-Raum für die Veranstaltung, ein Viertel will sogar so viele Spiele wie möglich verfolgen.
Dementsprechend hofft Österreichs größter Handelspartner, dass mit der EM auch in wirtschaftlicher Hinsicht eine Euphoriewelle durch das Land schwappen wird. „Natürlich kann eine Nation, die ein Großevent dieser Art ausrichtet, in vielen Bereichen auch wirtschaftlich davon profitieren“, sagt Miriam Groß vom SportsEconAustria Institut für Sportökonomie in Wien. Besonders Sektoren wie der Tourismus, der Sportartikelhandel aber auch die Gastronomie und deren Zulieferer erhoffen sich aber auch in Österreich Zuwächse während des europäischen Fußball-Hochamts. „In Österreich kann man durchaus punktuell von der EURO profitieren, indem man einzelne Events veranstaltet oder fußballspezifische Aktionen startet.“
Große Hoffnung bei der Gastronomie
Kollektives Fußballschauen liegt also wieder im Trend. So werden die Partien laut einer aktuellen Umfrage der Wirtschaftskammer Wien bei mehr als einem Drittel der Gastronomen in der Bundeshauptstadt die Spiele zu sehen sein. Auch in Kärnten bereiten sich Wirtshäuser auf den Kick vor. Viele Gastronomen investieren in LED-Walls, um dem Kick die passende Bühne zu bereiten. Die Auslastung der Lokale hängt aber auch von der Performance des österreichischen Teams ab. Je weiter dieses im Turnierverlauf kommt, desto mehr Menschen wollen auch an den Spielen teilhaben. Demzufolge steigt mit dem sportlichen Erfolg auch die Konsumlust. Miriam Groß: „Die Teamkicker spielen somit in gewisser Weise auch für die Konsumlaune im Land.“
Beim erfolgreichen Abschneiden des eigenen Teams gehen die Menschen nicht nur eher in Lokale oder zu Public Viewings, sondern kaufen auch Merchandising-Artikel.
Miriam Groß
SportsEconAustria Institut für SportökonomieEuropameisterschaft: Wohnzimmer als Arena
Als weitere Profiteure gelten gemeinhin Anbieter von Heimkinosystemen, die Stadionatmosphäre ins Wohnzimmer holen. Hier stellt sich aber die Frage, ob die Investitionen nicht vorgezogen sind: „Eventuell gab es bereits Pläne, ein neues TV-Gerät anzuschaffen und die EM ist nur der unmittelbare Auslöser, den Kauf jetzt zu tätigen.“ Die Nachfrage im heimischen Handel nach Fernsehern und Kühlgeräten fällt derzeit jedenfalls überdurchschnittlich groß. „Die Konzerne schnüren für die EURO auch attraktive Angebote“, berichtet Georg Hus, Elektrohändler in Völkermarkt.
Buchungslage zur EM ist gut
Viele Bildschirme werden im Juni und Juli wohl auch bei den heimischen Beherbergern flimmern. Hier war jedoch die Sorge groß, dass die fußballverrückten Deutschen und Niederländer das Event lieber im eigenen Land auskosten. „Bei uns präsentiert sich die Buchungslage jedoch gut. Wir sind im Zeitraum der EM nahezu ausgebucht“, sagt Waltraud Gasser-Brunner vom Campingplatz Brunner in Döbriach am Millstätter See. Spezielle Aktionen sind jedoch nicht geplant: „Unsere Gäste sind selbst bestens ausgestattet, um das Fußballspektakel zu verfolgen.“
Vermehrt Anfragen aus anderen Ländern
Auch im Hotel Sandwirth in Klagenfurt halten sich die Sorgenfalten ob der eventuell ausbleibenden Gäste aus den wichtigen Märkten in Grenzen. Hoteldirektorin Johanna Glaser: „Dafür haben wir vermehrt Anfragen aus anderen Ländern.“ Wirtschaftsforscherin Miriam Groß betont, dass deutsche Gäste, denen der Fußball nicht am Herzen liegt, auch bewusst während der EM verreisen könnten: „Während der Weltmeisterschaft 2006, die ja auch in Deutschland stattfand, konnte sich sogar ein Plus an deutschen Gästen beobachten lassen. Wir haben es hier also vermutlich mit einem Crowding-out-phänomen zu tun gehabt.“
Grundstimmung positiv
In Summe ist die Grundstimmung betreffend die Europameisterschaft also positiv. Bleibt nur zu hoffen, dass sich die Zuversicht der Kärntner Unternehmen auch auf die Leistungen der Mannschaft von Ralf Rangnick überträgt und Österreich bis weit in den Juli auf einer Euphoriewelle reiten kann.
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