Niki Popper beschäftigt sich als Forscher mit komplexen und dynamischen Systemen wie der Pandemie.
Niki Popper beschäftigt sich als Forscher mit komplexen und dynamischen Systemen wie der Pandemie. © KK/Stefan Knittel
Niki Popper

„Der Grad der Kom­ple­xi­tät im Leben steigt“

Buchautor und Simulationsforscher Niki Popper versucht mithilfe der Mathematik die Welt ein bisschen besser zu erklären.

14.01.2025 10:10 von Anita Arneitz
Lesezeit 3 Minuten

„Kärnt­ner Wirt­schaft“: Die Welt wird immer kom­ple­xer. Ist etwas Wah­res dran?

Niki Pop­per: Aus Model­lie­rungs­sicht wird ein Sys­tem schwe­rer zu beschrei­ben, wenn es mehr Regeln, Ein­fluss­fak­to­ren, Akteu­re oder Ver­bin­dun­gen zwi­schen den Akteu­ren gibt, oder Kom­bi­na­tio­nen dar­aus. In der Welt, in der wir leben, geschieht genau das: Die Ver­net­zung steigt und damit auch der Grad der Kom­ple­xi­tät. Wenn man ein­zel­ne Teil­be­rei­che von Sys­te­men betrach­tet, dann kann man die­se viel­leicht noch über­schau­en. Aber je grö­ßer das Sys­tem wird, umso wahr­schein­li­cher ist es, dass es dar­in Rück­kopp­lungs­ef­fek­te gibt, die zu uner­war­te­ten Effek­ten füh­ren.

Was pas­siert, wenn die­se Effek­te über­se­hen wer­den?

Die­se sind vor allem bei kurz­fris­ti­gen Ent­schei­dun­gen aus­schlag­ge­bend für das Sys­tem­ver­hal­ten – und müs­sen somit für nach­hal­ti­ge Ent­schei­dun­gen und Pla­nun­gen berück­sich­tigt wer­den.

Was machen Sie als Simu­la­ti­ons­for­scher genau?

Wir beschäf­ti­gen uns damit, genau sol­che kom­pli­zier­ten Sys­te­me bes­ser zu ver­ste­hen. Und dabei hel­fen uns Metho­den aus der Mathe­ma­tik.

Das Leben ist kom­pli­ziert, man kann damit hadern oder es span­nend fin­den.Zitat Ende

Niki Pop­per

Simu­la­ti­ons­for­scher

Woher kommt die Lie­be zu Mathe­ma­tik und kom­ple­xen Zusam­men­hän­gen?

Das Leben ist halt kom­pli­ziert, damit kann man hadern oder es span­nend fin­den. Ich habe mich für Zwei­te­res ent­schie­den. Dann soll­te man sich über­le­gen, wie man damit umgeht. Man kann das dann künst­le­risch auf­ar­bei­ten oder mit Model­len. Letz­te­res kann ich ein­deu­tig bes­ser.

Sie sind selbst Unter­neh­mer, wie gehen Sie mit schwie­ri­gen Zei­ten um?

Ich den­ke, dass man einer­seits mutig sein muss und sich etwas trau­en soll­te. Out-of-the-Box-Den­ken ist hilf­reich. Aber Unan­ge­passt sein allei­ne bringt auch nichts. Denn gleich­zei­tig bedeu­tet das ja nicht, dass einem alles egal sein darf. Um Model­le bau­en zu kön­nen, muss man zum Bei­spiel ziem­lich lang stu­die­ren, hart arbei­ten und auch sehr gut dar­in wer­den, empa­thisch die model­lier­ten Sys­te­me und deren Insas­sen zu erfas­sen. Man soll­te also die eier­le­gen­de Model­lie­rer­woll­milch­sau sein, wor­an man natür­lich immer schei­tert – aber man muss es immer wei­ter ver­su­chen.

Zur Per­son
  • Niko­laus Pop­per wur­de 1974 in Wien gebo­ren. Er stu­dier­te Mathe­ma­tik, Philo­sophie und Jazz­theo­rie. Sein Dok­tor­stu­di­um absol­vier­te er an der TU Wien, arbei­te­te als Wis­sen­schafts­re­dak­teur und Jour­na­list beim ORF und ist Mit­be­grün­der zwei­er erfolg­rei­cher Unter­neh­men.
  • Er ist Koor­di­na­tor des Zen­trums für „Com­pu­ta­tio­nal Com­plex Sys­tems“ (COCOS) an der TU Wien sowie Vor­sit­zen­der von DEXHELPP, dem Zen­trum für Ent­schei­dungs­un­ter­stüt­zung für Gesund­heits­po­li­tik und ‑pla­nung.
  • In sei­ner Frei­zeit wid­met er sich ger­ne dem Kochen und Essen.
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