„Den Wald
schützen, aber auch nützen“
Warum man den Wald schützen, aber auch nützen muss, erklärt Waldbotschafterin Hermine Hackl.
„Kärntner Wirtschaft“: Was sorgt beim Thema Wald immer wieder für Aha-Erlebnisse?
Hermine Hackl: Der Wald geht uns alle etwas an, nicht nur ein paar Forstleute. Aber eines ist vielen nicht bewusst: Der Wald ist in Österreich ein enormer Wirtschaftsfaktor, gerade auch in Kärnten. Österreich hat sich über Generationen hinweg ein enormes Wissen in der nachhaltigen Waldbewirtschaftung und innovativen Forsttechnik aufgebaut, das in die ganze Welt exportiert wird und stark nachgefragt ist.
Wie lässt sich dabei Ökologie mit Ökonomie verbinden?
Beides lässt sich gut verbinden und ist der einzige Weg, wie heute Forstwirtschaft sinnvoll betrieben werden kann. Die Zeiten der Fichtenmonokulturen sind vorbei. Durch den Klimawandel ändern sich die Bedingungen sehr schnell. Je durchmischter ein Wald ist, umso stabiler ist er und desto besser kann er seine unterschiedlichen Funktionen erfüllen. Nachhaltigkeit besteht aus den drei Säulen Ökologie, Ökonomie und Soziales. Es braucht alle drei Säulen. Die Menschen sollen gut leben können, dann können sie die Natur sinnvoll und sorgsam nutzen. Es geht nicht darum, auf Kosten der Natur oder der nächsten Generationen zu leben. Ursprünglich kommt Nachhaltigkeit aus der Forstwirtschaft und meint, dem Wald nicht mehr zu entnehmen als nachwächst. In Österreich haben wir allerdings eine umgekehrte Situation: Wir ernten weniger als nachwächst. Das ist langfristig gesehen auch nicht gut.
Im Wald steckt demnach noch viel Potenzial?
Wenn wir unseren Wald nicht entsprechend hegen und pflegen, bricht die österreichische Wirtschaft zusammen. Oder anders: Um die Wirtschaft zu stärken, müssen wir auch den Wald schützen und nützen. Beides schließt einander nicht aus, sondern bedingt sich. Es geht um ein nachhaltiges Bewirtschaften und in gewissen Bereichen muss der Mensch auch eingreifen, um die Biodiversität zu erhalten. Wir haben gut ausgebildete Forstleute, die wissen, was ein Standort braucht. Es geht ums Arbeiten mit der Natur, nicht gegen sie.
Wo sehen Sie Chancen, die Kärnten auch besser nützen könnte?
Wir dürfen uns nicht nur auf die klassische Forstwirtschaft fokussieren, sondern viel breiter denken. Die Branche ist sehr innovativ und in Kärnten gibt es einige tolle Betriebe, die international zu den Mega-Playern gehören. Natürlich muss die Holzindustrie versorgt werden. Aber der Wald dient auch Erholungszwecken. Touristisch könnte der Gesundheitsaspekt noch stärker genützt werden. Auf seriöser Ebene könnte der Handel mit CO2-Zertifikaten auch ein neues Geschäftsmodell für Forstbetriebe werden.
Die Forstwirtschaft scheint eher männerdominiert zu sein?
Ja, aber viele innovative Ansätze kommen von Forstfrauen. Eine davon war Maria Theresia, der durchaus bewusst war, wie wichtig die Ressource Wald ist. Und die erste Forstakademikerin der Welt war eine Kärntnerin.
Waldbotschafterin Hermine Hackl schrieb das Buch „Der Wald in Österreich“, leitete den UNESCO-Biosphärenpark Wienerwald und koordinierte den Waldcampus Österreich, das größte Waldkompetenzzentrum Europas.