Biergenuss aus dem „Tal der Gesetzlosen“
Im Wimitztal, unweit von St. Veit an der Glan, erzeugt Josef Habich mit seinen sieben Mitarbeitern einen Gerstensaft, der schon seit über einem Jahrzehnt buchstäblich „in aller Munde“ ist.
Der Weg vom Kärntner Zentralraum in die Wimitz, ein enges Tal, das vom gleichnamigen Bach durchflossen wird, ist nicht allzu weit. Und dennoch hat man das Gefühl, die Hektik der Zivilisation ein Stück weit hinter sich gelassen zu haben. Seinen populären Beinamen „Tal der Gesetzlosen“ hat der Landstrich von der historischen Tatsache, dass Rebellen, die man nicht geköpft hatte, in die Wimitz geschickt wurden, weil es dort um vieles gefährlicher gewesen sein soll. Heute geht es wesentlich beschaulicher zu. Behutsam und mit viel Sorgfalt braut Josef „Seppi“ Habich hier schon seit 2011 sein „gefährlich ehrliches“ Bier: „Unsere wichtigste natürliche Ressource, das Wasser, bestimmt auch unseren Standort“, erklärt der gelernte Betriebswirt, der vor seiner Zeit als Bierbrauer als Unternehmensberater unter anderem Start-ups beraten hat.
Idee verwirklicht
Entstanden ist die Idee, mit der Veredelung von Wasser, Malz, Hopfen und Hefe voll durchzustarten, wie viele gute Einfälle aus einer Bierlaune heraus: „Gemeinsam mit Partner Harald Moshammer haben wir uns gefragt, warum aus dem natürlichen Frischeprodukt Bier im Laufe der Jahrzehnte ein uniformes Industriegetränk geworden ist.“ Ein aufgelassenes Sägewerk im Wimitztal, weiches und daher von seiner Beschaffenheit her ideales Brauwasser und eine gehörige Portion Mut ließen dann den Traum vom Wimitz Bier wahr werden.
Mit drei Biersorten startete man durch, wobei mit dem dunklen Bier der Besitzerfamilie des Sägewerks und der Quelle ein Denkmal gesetzt wurde: „Die Familie Lemisch spielte eine große Rolle in der Kärntner Zeitgeschichte. Aus diesem Grund wurde das Lemisch nach ihnen benannt“, erklärt Habich stolz. Mittlerweile umfasst das Sortiment neun gebraute Köstlichkeiten.
Unabhängigkeit zu Ende gedacht
Auf die Frage, nach den wichtigsten Werten, für die Wimitz Bier steht, erhält man vom Chef klare Antworten: „Wir arbeiten im Kreislauf mit der Natur und mit natürlichen Ressourcen, deren Verfügbarkeit begrenzt ist. Das macht ein ungesundes Wachstum des Unternehmens gar nicht erst möglich.“ Er spricht dabei die Schüttung der Lemischquelle an, die begrenzt ist. Zweiter großer Schwerpunkt im brauereieigenen Wertekorsett ist die weitestgehende Unabhängigkeit auf der Rohstoffseite.
So bauen die Wimitzer seit 2014 auf 50 Hektar in Mittelkärnten gemeinsam mit einer Agrargemeinschaft Bio-Gerste an. Auch beim Hopfen überlässt man nichts dem Zufall: „Hier kommt ein großer Teil von unserem eigenen Hopfenfeld.“ Beim sogenannten „Hopfenzupfen“ lädt man jährlich auch Bierfreunde zur Lese des Bitterstoffes ein: „So bekommen die Kunden auch den Bezug zum Produkt.“ Das Resultat aus den besten Rohstoffen ist hochwertiges Bio-Bier, das stets unbehandelt und naturbelassen in Fass und Flasche abgefüllt wird.
4000 Hektoliter Bier
Stetig, aber kontinuierlich steigt der Durst auf die Naturprodukte aus Mittelkärnten. „Derzeit erzeugen wir etwa 4000 Hektoliter Bier im Jahr, wovon gut die Hälfte in der Gastronomie verkauft wird.“ Ebendort können die Kunden auf ein Rundum-Service, wie beim ungleich größeren Mitbewerb zählen: „Von der Lieferung bis zur persönlichen Betreuung der Schankanlage bieten wir alles an, was zur Bierpflege gehört“, zeigt sich Habich selbstbewusst.
Das natürliche Habitat des Bieres befindet sich dabei in einem Umkreis von rund 100 Kilometern der Brauerei, geliefert werden kann aber mithilfe von Partnern in ganz Kärnten. Ziele für die Zukunft: „Wir haben noch so Einiges im Köcher und möchten uns als zuverlässiger Bierlieferant, der dabei stets für seine Werte einsteht, weiter am Markt positionieren.“
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