Andrea Länger rät dazu, seine Gedanken und Gefühle immer wieder auf das Gute zu lenken.
Andrea Länger rät dazu, seine Gedanken und Gefühle immer wieder auf das Gute zu lenken. © photoresque GmbH
Andrea Länger

„Aus­ge­wo­gen­heit ist wich­tig für die Selbst­für­sor­ge“

Auf sein eigenes Wohlbefinden zu achten, ist für Andrea Länger unerlässlich.

14.02.2025 10:22 von Ines Tebenszky
Lesezeit 5 Minuten

War­um Selbst­für­sor­ge für Unter­neh­me­rin­nen und Unter­neh­mer auch Team­für­sor­ge ist, erklärt Autorin und Bera­te­rin Andrea Län­ger im Inter­view.

„Kärnt­ner Wirt­schaft“: Krieg, wirt­schaft­li­che Her­aus­for­de­run­gen – aktu­ell sind die Belas­tun­gen oft sehr groß. Wor­an erkennt man, dass es zu viel wird?

Andrea Län­ger: Am ein­fachs­ten erkennt man das an kör­per­li­chen Signa­len wie Kopf­schmer­zen oder Ver­span­nun­gen oder auch dar­an, wie gut man schläft. Ist der Schlaf gestört, ist das ein Hin­weis, dass man nachts nicht zur Ruhe kommt. In der Neu­ro­bio­lo­gie heißt es, das Gehirn denkt, der Kör­per lenkt. Dar­aus kann man ablei­ten, dass der Kör­per schon frü­her merkt, was er braucht. Da muss man dann die Not­brem­se zie­hen und sich um sich küm­mern.

Wo setzt man an, um aus der Über­for­de­rungs­fal­le zu kom­men? Mit einem Well­ness­wo­chen­en­de ist es ja wahr­schein­lich nicht getan?

Am Wochen­en­de, das meist auch durch ver­schie­de­ne Vor­ha­ben getak­tet ist, soll­te man auf jeden Fall schau­en, was man braucht und den Rhyth­mus des All­tags stop­pen. Wenn man am Mon­tag fröh­lich und ent­spannt ist, hat das Wochen­en­de etwas gebracht. Wenn nicht, dann braucht man eine ande­re Hal­tung. Wir alle wer­den von soge­nann­ten Antrei­ber­sät­zen geprägt wie „Sei stark!“, „Sei per­fekt!“ oder „Jam­me­re nicht, es gibt Men­schen, denen es noch schlech­ter geht als dir“. Das hilft nicht. Wer so geprägt ist, kann sich nur ent­las­ten, wenn er sei­ne Ansprü­che her­un­ter­schraubt. Wenn man täg­lich zehn Din­ge auf die To-do-Lis­te packt, ist es unrea­lis­tisch, das alles erle­di­gen zu kön­nen, bes­ser wäre es, sich nur drei Sachen vor­zu­neh­men. Ein zu hoher Anspruch an Per­fek­ti­on ist unge­sund – für einen selbst, es setzt aber auch das Team unter Druck.

Was macht Selbst­für­sor­ge aus?

Es ist das Inne­hal­ten und dass man sich zuerst um sich küm­mert, denn dann erst ist man arbeits­fä­hig und kann sich auch um ande­re küm­mern. Das wird jetzt, da wir mit vie­len nega­ti­ven Bil­dern kon­fron­tiert sind, oft erschwert. Ich habe daher auf­ge­hört, Nach­rich­ten zu schau­en, da wir die­se Bil­der abspei­chern, ich lese sie nur noch.

Ein zu hoher Anspruch an Per­fek­ti­on ist unge­sund und setzt auch das Team unter Druck.Zitat Ende

Andrea Län­ger

Autorin und Bera­te­rin

Wie gelingt es gene­rell, in schwie­ri­gen Zei­ten auf sich zu schau­en?

Es gibt vier Lebens­be­rei­che, die aus­ge­wo­gen sein soll­ten: das Ich, die Gesund­heit und das Wohl­be­fin­den, der Beruf und das sozia­le Leben. Wenn wir unse­re Ener­gie auf die­se Berei­che auf­tei­len, dann wen­den die meis­ten 80 Pro­zent ihrer Ener­gie für den Beruf auf, der Bereich des Ichs bekommt meist sehr wenig Ener­gie. Aber gera­de, wenn man viel arbei­tet, soll­te man regel­mä­ßig über­prü­fen, wo man steht und wo viel­leicht etwas fehlt und einen Aus­gleich zwi­schen den vier Berei­chen fin­den. Natür­lich sind die Berei­che auch unter­ein­an­der ver­knüpft, denn eine sinn­haf­te Tätig­keit kann für das Ich sehr erfül­lend sein. Den­noch soll­te man sich regel­mä­ßig fra­gen „Wie geht’s mir?“.

Wel­chen beson­de­ren Heraus­forderungen ste­hen Unter­neh­men gegen­über, wenn es um das The­ma Selbst­für­sor­ge geht?

Für Unter­neh­mer ist Selbst­für­sor­ge ganz wich­tig, da sie auch Teil der Team­für­sor­ge ist. Als Unter­neh­mer ist man ein Vor­bild – wenn man gut für sich sorgt, wird auch das Arbeits­kli­ma dadurch geprägt. Und je bes­ser das Kli­ma, des­to erfolg­rei­cher sind die Teams. Moti­va­ti­on und Inno­va­ti­on hän­gen stark vom Kli­ma ab, denn ist die Stim­mung gut, kann man ganz viel schaf­fen und sei­ne Krea­ti­vi­tät ent­fal­ten. Füh­rungs­kräf­te soll­ten sich immer mit­tei­len, wert­schät­zend und trans­pa­rent agie­ren.

Was kann man für die gute Stim­mung in sei­nem Team machen?

Gute Stim­mung lässt sich etwa durch klei­ne Ritua­le beein­flus­sen. In Bay­ern gibt es in man­chen Betrie­ben zum Bei­spiel ein wöchent­li­ches Weiß­wurst­früh­stück. Aber auch, dass man Mei­len­stei­ne fei­ert oder sich ein­fach selbst zur Leis­tung gra­tu­liert, wäre wich­tig.

Zur Per­son
  • Andrea Län­ger ist diplo­mier­te Sozi­al­päd­ago­gin, Bera­te­rin für Arbeits­be­wäl­ti­gungs-Coa­ching und Inha­be­rin der Lebens­lus­tagen­tur in Augs­burg.
  • Seit 2004 berät sie Unter­neh­men, Behör­den, sozia­le Ein­rich­tun­gen, Hoch­schu­len und Uni­ver­si­tä­ten.
  • Ihr Wis­sen und ihre Erfah­run­gen gibt sie als Lehr-beauf­trag­te an den Hoch­schu­len Mün­chen und Augs­burg wei­ter oder schreibt es in Büchern nie­der.
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