„Man muss sein ganzes Leben lang flexibel bleiben“
Die Schuhmachermeister Ernst jun. und Ernst sen. Stroj sprechen über Werte und Erfolgsgeheimnisse.
„Kärntner Wirtschaft“: Was macht erfolgreich gelebtes Unternehmertum aus?
Ernst Stroj sen.: Man muss Freude am Tun haben und sein ganzes Unternehmerleben lang flexibel sein. Wir haben immer viel ausprobiert und ständig auf die Marktgegebenheiten reagiert. Als der Handel mit der Billigware nicht mehr mithalten konnte, haben wir uns vom Geschäft getrennt und das Repertoire in eine andere Richtung erweitert. Außerdem sind Austausch, Zusammenarbeit und Netzwerk auch in der Branche untereinander wichtig. Zweimal im Jahr treffen wir uns mit Maßschuhmachern aus Österreich und tauschen uns aus.
Für welche Werte setzen Sie sich ein?
Ernst Stroj jun.: Zusammenhalt innerhalb der Familie und alte Handwerkstradition sind uns wichtig. Wir geben unser Wissen an die Kollegen weiter und helfen untereinander aus.
Welche Rolle spielen Unternehmerpersönlichkeiten für die Region?
Ernst Stroj jun.: Als Unternehmer muss man in der Region präsent sein. Wir sind zum Beispiel regelmäßig bei Veranstaltungen wie dem Villacher Kirchtag, dem Handwerkerkirchtag auf der Hochrindl oder dem Schieflinger Dorffest dabei. Wir verkaufen dort nichts, aber informieren über das Handwerk. So können uns die Leute kennenlernen und wir kommen mit den Menschen zum Reden. Auch Kindergärten und Schulen besuchen uns gerne.
Werden Rolle und Bedeutung vom Unternehmertum in der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen?
Ernst Stroj sen.: Nein. In der Gesellschaft nehmen die Menschen nicht wahr, was Unternehmer alles leisten, das gilt natürlich auch für das Handwerk.
Was sind die größten Herausforderungen?
Ernst Stroj jun.: Steuern, Sozialversicherung und Lohnkosten sind zu hoch. Alles ist aufwendiger und komplizierter geworden.
Ihr Wunsch an die Politik …
Ernst Stroj jun.: Es muss für kleinere Betriebe wieder einfacher werden. Die Bürokratie hat Überhand gewonnen und braucht im Alltag zu viel Zeit. Allein beim Datenschutz haben wir es als Orthopädieschuhmacher mit unterschiedlichen Bestimmungen zu tun, die nicht miteinander vereinbar sind.
Im nächsten Unternehmerleben würden Sie …
Ernst Stroj sen. und jun.: … auf alle Fälle wieder Schuhmacher und Unternehmer werden.